Ramadan in Jerusalem Sorge um die Sicherheit der heiligen Stätte
Morgen beginnt der muslimische Fastenmonat Ramadan - es wird mehr Pilgerreisen auf den Tempelberg geben. Die israelische Polizei will ihre Präsenz in Jerusalem deutlich verstärken.
Wenn der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt, dann fängt in Jerusalem eine besondere Zeit an. Im Fokus steht vor allem der Ort, den die Muslime Haram al-Sharif nennen und die Juden Tempelberg.
Zum Gebet kommen hierhin laut Status quo nur Muslime. Insbesondere die Feiertage im Ramadan werden viele Gläubige anziehen. Haram al-Sharif mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee gilt nach Mekka und Medina als drittheiligste Stätte im Islam.
Omar Youssef ist Stadtplaner und Fachmann für Jerusalem. Er befürchtet turbulente Wochen, vor allem rund um das wichtige Freitagsgebet: "Freitags im Ramadan ist ein besonderer Tag. Da hast du Zigtausende, es kann bis zu einer halben Million sein."
Die Al-Aksa-Moschee werde voll sein, die Leute draußen beten. "Und es ist so eine spirituelle Stimmung. Und wenn jetzt die israelischen Provokationen anfangen - man weiß nicht, was mit diesen Massen passiert. Und das ist das Gefährliche", sagt der Stadtplaner.
Der Tempelberg mit Felsendom (auf dem Bild zu sehen) und Al-Aksa-Moschee in Jerusalem ist für Juden, Muslime und Christen ein heiliger Ort.
2000 zusätzliche Sicherheitskräfte
Mit "Provokationen" meint Youssef mögliche Sicherheitsbeschränkungen. Wegen der vielen erwarteten Pilger werden rund 2000 zusätzliche Sicherheitskräfte in und um die Altstadt von Jerusalem ihren Dienst tun.
Nicht alle Muslime können kommen: Nur Männer ab 55 Jahren, Frauen und Kinder bis zwölf Jahren brauchen keine Genehmigung - alle anderen schon. Pilger der vergangenen Jahre berichten von langen Sicherheitskontrollen und zum Teil erniedrigenden Szenen an den Eingängen zur Altstadt von Jerusalem.
Omar Al-Kiswani, der Direktor der Al Aqsa Moschee, rechnet zum Ramadan mit großen Menschenmassen in Jerusalem.
"Wenn Polizei und Militär provozieren, wird das für Spannung sorgen"
Omar Al-Kiswani, der Direktor der Al-Aksa-Moschee, rechnet vor allem zum Ende des Ramadan mit immer größeren Menschenmassen:
Wenn sie Jerusalem militarisieren und Menschen davon abhalten, Al-Aksa zu erreichen, wird das für mehr Spannung sorgen. Wenn sie Menschen herkommen lassen, um zu beten - ohne diese Provokationen -, dann nicht. Was sie tun, wird einen Effekt auf das Verhalten der Menschen haben. Vor allem wenn die Polizei und das Militär provozieren, wird das für Spannung sorgen.
Besonders problematisch ist in diesem Jahr, dass zwei weitere wichtige Feste der großen Religionsgemeinschaften in diesem Jahr mit dem Ramadan zusammenfallen: Das jüdische Pessach-Fest beginnt am 5. April und dauert acht Tage. Ostern ist am 9. April. Das bedeutet: viele Besucher in Jerusalem auf engstem Raum.
Shmuel Rabinovitch, der für die Klagemauer zuständige Rabbier, organisiert die immer größer werdenen Besucherströme auf den Tempelberg.
Immer mehr gläubige Juden wollen auf den Tempelberg
Auch für die Juden ist der Berg, auf dem einst der erste und zweite Tempel standen, ein heiliger Ort. So heilig, dass Shmuel Rabinovitch ihn niemals betreten würde. Rabinovitch ist der für die Klagemauer zuständige Rabbiner. Er organisiert immer größere Besucherströme zum heiligsten Ort des Judentums.
Kamen vor zehn Jahren noch vier Millionen im Jahr, sind es inzwischen zwölf Millionen. Immer mehr gläubige Juden wollen auch auf den Tempelberg. Vor allem Extremisten haben dort immer wieder provoziert, weiß Rabinovitch:
Wir können keiner extremistischen Gruppe erlauben, die Dinge in die Hand zu nehmen. Wir müssen die Führer auf beiden Seiten auffordern, Ruhe zu bewahren. Das ist ein Problem auf der ganzen Welt. Extremisten wollen Feuer legen. Und das ist für die Gemeinschaft nicht gut. Wir dürfen das nicht zulassen.
Wenn alles normal läuft, dann wird Haram al-Sharif, der Tempelberg, in den letzten zehn Tagen des Ramadan für nicht-muslimische Besucher komplett gesperrt. Aber die angespannte Lage im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern könnte sich jederzeit auch in Jerusalem entladen. Der Stadt stehen schwierige Wochen bevor.
Anm. der Red.: In einer früheren Version dieses Berichts hieß es, der Tempelberg werde voraussichtlich in den letzten zehn Tagen des Ramadan für nicht-jüdische Besucher komplett gesperrt. Richtig ist, dass der Tempelberg für nicht-muslimische Besucher komplett gesperrt werden soll. Wir haben die Passage korrigiert.