Pakistan Sharif zum neuen Premier gewählt
Nach einem Misstrauensvotum gegen Vorgänger Khan hat Pakistan Shehbaz Sharif zum neuen Premier gewählt. Die Opposition feiert damit ein Comeback. Doch der neue Regierungschef steht vor großen Herausforderungen.
Nach dem Misstrauensvotum gegen Imran Khan ist der pakistanische Oppositionsführer Shehbaz Sharif zum neuen Premierminister gewählt worden. 174 der 374 Abgeordneten stimmten für Sharif, wie Parlamentssprecher Ayaz Sadiq in der Hauptstadt Islamabad verkündete.
Sharif bezeichnete nach der Wahl die ökonomischen Probleme des Landes als größte Herausforderung. Man werde "Schweiß und Blut vergießen" müssen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, sagte er.
Zehntausende gingen auf die Straße
In der Nacht hatten landesweit Zehntausende Menschen gegen die Amtsenthebung des ehemaligen Kricketstars Khan protestiert. Khans Regierungspartei PTI verkündete vor der Wahl einen massenhaften Rücktritt aus dem Parlament. Dutzende Abgeordnete verließen den Saal aus Protest.
Khan war in der Nacht auf Sonntag per Misstrauensvotum des Amtes enthoben worden. Vorausgegangen war eine tagelange politische Krise in der südasiatischen Atommacht. Der ehemalige Premierminister war wegen der schweren Wirtschaftskrise im Land zunehmend unter Druck geraten.
Vorwurf der Korruption
Der 70 Jahre alte Sharif stammt aus der Polit-Dynastie, einer Familie erfolgreicher Industrieller. In seiner Heimat, der bevölkerungsreichen Provinz Punjab, war Sharif drei Amtszeiten lang Ministerpräsident. Nach einer politischen Auszeit im saudi-arabischen Exil kehrte er zurück in die Politik, zunächst als Regierungschef in Punjab. 2018 wurde er in die Nationalversammlung gewählt, später zum Oppositionsführer gekürt. Er ist Vorsitzender der Pakistanischen Muslimliga (PML-N).
Der Familie der Sharifs wurde immer wieder Korruption vorgeworfen. Auch Sharif wurde mehrfach verhaftet und angeklagt. Nachdem sich Vorwürfe gegen Korruption nicht erhärteten, kam er wieder frei.
Schwere Zeiten für den neuen Premier
Beobachter sehen auf den neuen Premierminister herausfordernde Zeiten zukommen. Preise für Benzin, Gas oder Lebensmittel waren für die mehr als 220 Millionen Einwohner des Landes zuletzt massiv gestiegen.
Die Parteien, die Sharif gewählt haben, hätten zudem wenig gemeinsam, sagen Beobachter. Es sei deshalb fraglich, ob sie ihre individuellen Interessen in der Tagespolitik zusammenbringen können, um das Land in ruhigeres Fahrwasser zu bringen und effizient zu regieren. Hinzu kommt, dass Khan weiter politisch mitmischen will: Er rief bereits zu weiteren Protesten auf.