UN-Bericht Opiumanbau in Afghanistan rasant gestiegen
Der Opiumanbau in Afghanistan ist laut einem UN-Bericht seit Jahresbeginn um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Eigentlich hatten die Taliban den Anbau der Droge verboten, doch für die aktuelle Ernte gab es noch Ausnahmen.
Unter der Herrschaft der islamistischen Taliban haben Bauern in Afghanistan laut den UN in diesem Jahr den Opium-Anbau um fast ein Drittel gegenüber 2021 ausgeweitet. Die Anbaufläche für die Droge sei um 32 Prozent auf 233.000 Hektar angestiegen, teilte das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien mit. Das ist die drittgrößte Fläche seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1994. Der UNODC-Bericht war der erste seit der erneuten Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021.
Als die Taliban das erste Mal an der Macht waren, hatten sie im Jahr 2000 den Anbau verboten. Wenige Monate später wurden sie dann nach den Anschlägen vom 11. September 2001 von einer von den USA angeführten Militärkoalition vertrieben.
Die USA und andere NATO-Staaten versuchten in den zwei Jahrzehnten ihrer Präsenz in Afghanistan, den Opiumanbau zu beschränken, indem sie Landwirte für den Anbau anderer Pflanzen wie Weizen oder Safran finanziell belohnten. Expertinnen und Experten zufolge wurden diese Versuche damals allerdings wiederum von den Taliban konterkariert, die die wichtigsten Opiumanbaugebiete kontrollierten und daraus Erlöse in Höhe von Hunderten Millionen Dollar erzielten.
UN: Ernte "Profitabelste seit Jahren"
Nach der gewaltsamen Machtübernahme verboten die Taliban dann im April diesen Jahres erneut den Anbau. Sie ließen aber weitgehende Ausnahmen für die Ernte des laufenden Jahres zu - was nach UNODC-Angaben zu einem rasanten Anstieg des Opiumpreises führte. Dadurch sei die Ernte des Jahres 2022 die "profitabelste seit Jahren", erklärte die UN-Organisation.
Im Vergleich zu 2021 sei der Ertrag von 425 Millionen auf 1,4 Milliarden Dollar gestiegen - trotz um rund zehn Prozent niedrigerer Ernteerträge wegen einer Dürre zu Jahresbeginn.
Bauern müssen Entscheidung treffen
Anfang November müssen afghanische Landwirte entscheiden, ob und in welchem Umfang sie - trotz des Anbauverbots - weiterhin auf Opium setzen. Die Bauern seien aufgrund der derzeit hohen Preise "in der illegalen Opiumwirtschaft gefangen", heißt es im UNODC-Bericht. Es sei unklar, wie die Taliban das Verbot durchsetzen werden.
Opium ist die Grundlage für das Rauschgift Heroin. Afghanistan hält nach UN-Zahlen mit rund 80 bis 90 Prozent der weltweiten Menge beinahe ein Monopol auf den Opiumanbau.