Ein Fernsehbildschirm zeigt ein Archivbild des nordkoreanischen Raketenstarts während einer Nachrichtensendung am Seouler Bahnhof in Seoul.

Scharfe Kritik aus Tokio Nordkorea informiert Japan über Satellitenstart

Stand: 29.05.2023 08:49 Uhr

Nordkorea plant nach japanischen Angaben in den kommenden Tagen einen Satellitenstart, hinter dem Tokio allerdings einen Waffentest vermutet. Japans Küstenwache gab eine Warnung an Schiffe in den betroffenen Gewässern heraus.

Die japanische Küstenwache ist von Nordkorea über einen in den nächsten Tagen geplanten Satellitenstart informiert worden. Nordkorea plane den Start nach eigenen Angaben zwischen dem 31. Mai und dem 11. Juni, gab die Küstenwache bekannt. In Tokio wird vermutet, dass es sich dabei um den Start einer ballistischen Langstreckenrakete handeln wird.

Es könnte sich um den erwarteten Versuch handeln, einen militärischen Spionagesatelliten in Betrieb zu nehmen. Bei einem Start dieses Satelliten käme Langstreckenraketentechnologie zum Einsatz, die in der Vergangenheit in Resolutionen des UN-Sicherheitsrats für verboten erklärt wurde.

Die japanische Küstenwache gab eine Warnung an Schiffe heraus, die sich in dem Zeitraum in den Gewässern bewegen - betroffen sein könnten das Gelbe Meer, das Ostchinesische Meer und der Osten der philippinischen Insel Luzon.

Japan verurteilt Nordkoreas geplanten Satellitenstart

Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida verurteilte die Ankündigung des Satellitenstarts scharf. Man werde in Zusammenarbeit mit den USA, Südkorea und anderen Ländern Nordkorea nachdrücklich auffordern, auf einen Raketenstart zu verzichten, teilte sein Büro auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Jeder nordkoreanische Raketenstart stelle einen schweren Verstoß gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrates dar. Informationen über den Vorgang würden gesammelt, analysiert und veröffentlicht.

Kabinettschef Hirokazu Matsuno erklärte, ein Raketenstart durch Nordkorea - auch wenn er als Satellitenstart bezeichnet werde - betreffe die Sicherheit der japanischen Bürger. "Wir werden zerstörerische Maßnahmen gegen ballistische und andere Raketen ergreifen, die nachweislich in unserem Hoheitsgebiet landen", erklärte das japanische Verteidigungsministerium.

Entwicklung eines Aufklärungssatelliten

Schon im Dezember hatte die selbsterklärte Atommacht Nordkorea berichtet, einen Testerfolg bei der Entwicklung eines Aufklärungssatelliten erzielt zu haben. Es folgten in den vergangenen Monaten eine Reihe von Raketen- und Waffentests, darunter auch der Test einer neuen ballistischen Interkontinentalrakete mit festem Treibstoff.

Im vergangenen Monat gaben Nordkoreas Staatsmedien bekannt, dass die Entwicklung des ersten eigenen Erdbeobachtungssatelliten für militärische Zwecke abgeschlossen sei. Der "militärische Aufklärungssatellit Nummer eins" sei komplett und könne zum geplanten Zeitpunkt abgeschossen werden, wurde der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un zitiert. Er inspizierte im Mai eine militärische Satellitenanlage, berichtete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Er habe die letzten Vorbereitungen für einen Start genehmigt.

Kann Satellit hochauflösende Bilder liefern?

Frühere Raketentests zeigten bereits, dass Nordkorea in der Lage wäre, einen Satelliten ins All zu bringen. Über welche Fähigkeiten das Gerät verfügt, ist indes umstritten. Einige südkoreanische Analysten haben angezweifelt, dass der Satellit hochauflösende Bilder liefern könnte.

Nordkorea ist die Erprobung von Interkontinentalraketen und anderen ballistischen Raketen durch Beschlüsse der UN untersagt. Solche Raketen können - je nach Bauart - mit einem oder mehreren Atomsprengköpfen bestückt werden. Das Atomwaffenprogramm Nordkoreas wird von den USA und ihren Alliierten wie Japan und Südkorea als direkte Bedrohung wahrgenommen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Mai 2023 um 06:00 Uhr.