Yoon und Kishida geben sich die Hand.

Japans Premier in Seoul  Eine Geste der Versöhnung 

Stand: 07.05.2023 14:24 Uhr

Südkoreas Präsident Yoon hat es sich zum Ziel gemacht, die Beziehungen zum Nachbarland Japan zu verbessern. Im März besuchte er als erster Regierungschef innerhalb von zwölf Jahren Tokio. Nun folgt der Gegenbesuch Kishidas in Seoul.

Er entschuldigt sich nicht bei den Koreanern für die Kolonialzeit, doch Japans Regierungschef Fumio Kishida findet in Seoul einen Mittelweg. Sein Herz schmerze wegen der Geschichte und er sei der Meinung, die Menschen hätten viel Schmerz und Leid ertragen müssen.  

"Zwischen Japan und Südkorea gibt es zahlreiche historische Aspekte und Umstände", sagt er. "Als Premierminister Japans sehe ich es als meine Pflicht an, die Bemühungen derjenigen fortzusetzen, die vor uns schwierige Zeiten überwunden haben, und mit Präsident Yoon und der koreanischen Seite zusammenzuarbeiten." 

Der angesprochene Yoon hatte wenige Minuten vor ihm bekräftigt, man könne auch dann in den gemeinsamen Beziehungen vorankommen, wenn noch nicht alle historischen Themen gelöst seien.

 

Proteste in Seoul gegen das Treffen

In Seoul sahen das beim Besuch des Premiers nicht alle so: Mit Tröten und Transparenten machten Demonstranten ihrem Ärger Luft. Sie fühlen sich von ihrem Präsidenten verraten, der im März einen Entschädigungsfonds unter koreanischer Beteiligung für frühere Zwangsarbeiter ins Leben gerufen hatte - so wie eine Frau einem Reuters-Reporter sagt: "Erstens fordern wir eine Entschuldigung und Entschädigung Japans für seine illegale Kolonialherrschaft."

Demonstration in Seoul gegen die weitere Annäherung von Japan und Südkorea

In Südkorea wird die Annäherung auch kritisch gesehen: Demonstranten fordern eine Entschuldigung und Entschädigung von Japan.

Das Ergebnis des südkoreanisch-japanischen Gipfels am 16. März in Tokio sei eigentlich ein Verzicht auf eine Entschuldigung und Entschädigung gewesen, meint sie. "Und zweitens wird jetzt die militärische Zusammenarbeit zwischen Südkorea und Japan verstärkt. Deshalb habe ich mich dieser Kundgebung angeschlossen, um ein Ende des südkoreanisch-japanischen Militärbündnisses zu fordern."

Gemeinsamer Feind Nordkorea

Doch statt an ein Ende wollen die beiden Politiker ihre Zusammenarbeit vertiefen: "Die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern in einer Zeit der globalen Krise und der ernsten internationalen Lage ist nicht nur zum gegenseitigen Nutzen, sondern auch für Frieden und Wohlstand in der Welt notwendig", sagt Yoon. 

Beide Länder seien der nuklearen Bedrohung durch Nordkorea ausgesetzt und deshalb sei eine sicherheitspolitische Zusammenarbeit heute wichtiger als je zuvor. Gerade erst hatten die USA Südkorea nukleare Unterstützung zugesagt. Yoon schloss nicht aus, dass daran auch Japan beteiligt werden könne.

Hoffnung auf G7-Gipfel

Das könnte schon bald passieren, denn in zwei Wochen treffen sich alle beim G7-Gipfel in Hiroshima wieder, zu dem auch Südkorea als Gastland eingeladen ist. Fumio Kishida sagte dazu - auch mit Blick auf Nordkorea: "Wir werden ein Gipfeltreffen zwischen Japan, Südkorea und den USA auf dem G7-Gipfel in Hiroshima abhalten und weiter diskutieren. An der Tatsache, dass das Fenster des Dialogs für Nordkorea offen ist, ändert sich nichts." 

Am Abend wollen beide gemeinsam mit ihren Ehefrauen in einem zwanglosen Abendessen die neue Pendeldiplomatie vertiefen. Dazu soll Südkoreas Präsident nach Medienberichten eine kleine Überraschung vorbereitet haben. Er will mit ihm einen Bombenschnaps trinken, eine Kombination aus Bier und Südkoreas Nationalgetränk Soju, das häufig unter Freunden getrunken wird, um sich näher zu kommen.

Kathrin Erdmann, ARD Tokio, tagesschau, 07.05.2023 15:01 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. Mai 2023 um 00:00 Uhr.