Gipfeltreffen in den USA Zu dritt stärker im Südpazifik
Die Hemmschwelle für einen militärischen Konflikt zwischen China und seinen Nachbarn im Südpazifik könnte niedrig liegen, befürchten Beobachter. Deshalb rücken nun Japan, die Philippinen und die USA enger zusammen.
Die Feststellung mag plakativ sein, dennoch beunruhigt sie: "Japan befindet sich in der schwierigsten Sicherheitslage seit dem Zweiten Weltkrieg", sagt Takeo Akiba, Japans Nationaler Sicherheitsberater. Und auch der US-Botschafter in Japan, Emanuel Rahm, spricht im Interview mit dem Sender NHK von einer Zeitenwende. In der Vergangenheit sei es vor allem darum gegangen, das Bündnis zwischen den USA und Japan zu schützen. Jetzt aber sei es "ein Bündnis, das sich auf die gesamte Region ausdehnt".
Hauptgrund sind nicht etwa die ständigen Drohungen und Raketentests von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, sondern das immer aggressivere Auftreten Chinas in der Pazifikregion. Japans Premier Fumio Kishida erklärt im US-Sender PBS, China baue seine militärische Stärke in der Region "auf breiter Front und sehr schnell aus", auch mit Nuklearwaffen und Marschflugkörper.
China vertiefe auch die Zusammenarbeit mit Russland, weite seine militärischen Aktivitäten im Japanischen Meer und auch im Pazifik aus. Deswegen, so der Premierminister, "fordern wir China dazu auf, die Transparenz zu erhöhen und sich an die internationalen Regeln zu halten".
Zunehmende Spannungen
Weil sich China von solchen Aussagen aus Japan allein vermutlich wenig beeindrucken lässt, wollen Japan, die USA und jetzt auch die Philippinen enger zusammenarbeiten. Gerade die Philippinen sind in der jüngeren Vergangenheit immer wieder mit China in Konflikt geraten, weil die Volksrepublik im Südpazifik weitreichende territoriale Ansprüche erhebt. Dabei wurden Boote gerammt oder mit Wasserwerfern beschossen.
Die Lage sei sehr ernst, sagt Präsident Ferdinand Marcos junior bei ABC Australia: "Dass es zu einem offenen Konflikt kommt, ist wahrscheinlicher als früher." Das mache den Philippinern Sorgen. Schon "kleine Fehler oder Missverständnisse" könnten zur Eskalation führen, auch wenn niemand beabsichtige, in den Krieg zu ziehen. "Deshalb versuchen wir immer wieder, die Gemüter abzukühlen und zu kommunizieren."
Einen direkten Draht zu Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat Marcos nach eigenen Aussagen derzeit aber nicht. Und die Chinesen wiederum dürften auch wenig begeistert gewesen sein über eine gemeinsame Militärübung am vergangenen Wochenende in der Westphilippinischen See. Daran beteiligt waren Australien, die Philippinen, Japan und die USA.
Niedrigere Hemmschwelle?
Während sich international alles darauf konzentriert, dass China Taiwan damit droht, die Insel notfalls mit Gewalt einzunehmen, hält der US-Wissenschaftler und Experte für die Region, Gregory Poling, einen Konflikt, ein direktes militärisches Aufeinandertreffen zwischen den Großmächten USA und China im Südchinesischen Meer für wahrscheinlicher: "Die Hemmschwelle dafür ist deutlich niedriger. Das wird dann nicht zu einem großen Krieg in der Region führen, aber ein militärischer Konflikt auf niedrigem Niveau ist durchaus möglich."
Und dann käme eben auch Japan wieder ins Spiel, das sich gerade erst selbst verpflichtet hat, seinen Verteidigungsetat zu verdoppeln. Das Land könnte schon bald Teil einer möglichen multilateralen Marinepatrouille im Südchinesischen Meer werden oder gar ein Mitglied des Militärbündnisses AUKUS aus Australien, Großbritannien und den USA, das 2021 gegründet wurde.
Nicht umsonst sagen viele Beobachter: Das Herz für die Sicherheit der Region schlägt mittlerweile in Tokio. Die Zeiten haben sich eben geändert.