Nach Massenpanik bei Pilgerfest Israel trauert
Die Flaggen in Israel wehen auf Halbmast - im ganzen Land wird mit einer Staatstrauer an die 45 Todesopfer der Massenpanik am Berg Meron erinnert. Polizeiminister Ohana räumt seine Verantwortung für das Unglück ein.
Mit einer eintägigen Staatstrauer hat Israel der Opfer der Massenpanik an einer jüdischen Pilgerstätte am Berg Meron im Norden des Landes gedacht. Flaggen an öffentlichen Gebäuden, Militärbasen sowie an diplomatischen Vertretungen Israels in aller Welt wurden auf Halbmast gesetzt, wie der israelische Rundfunk berichtete. Geplante Sportveranstaltungen seien abgesagt worden. Im Gedenken an die Opfer soll morgen im Parlament eine Sondersitzung stattfinden. Die Abgeordneten sollten Gelegenheit erhalten, Gedenkkerzen für die Opfer zu entzünden.
45 Menschen starben im Gedränge
Während eines religiösen Festes mit rund 100.000 Teilnehmern anlässlich des jüdischen Feiertags Lag Baomer war es in der Nacht zum Freitag zu einer Massenpanik gekommen. 45 Männer und Jungen starben nach offiziellen Angaben im Gedränge. Etwa 150 Menschen wurden nach Angaben der Rettungskräfte verletzt, einige von ihnen schwer. Nach dem Vorfall gab es Beileidsbekundungen aus aller Welt, auch von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas.
Nach eintägiger Sabbat-Pause waren die Bestattungen der Todesopfer gestern wiederaufgenommen worden. Nach Behördenangaben waren auch mehrere Ausländer unter den Opfern. Das kanadische Außenministerium berichtete von zwei getöteten Kanadiern, das israelische Außenministerium von vier US-Bürgern. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach von einer der "größten Katastrophen" seit der Staatsgründung vor mehr als 70 Jahren.
Ultra-orthodoxe Juden trauern am Unglücksort am Berg Meron. Sie haben mit Kerzen die Zahl 45 gelegt - so viele Menschen kamen bei der Massenpanik ums Leben.
Polizeiminister übernimmt Verantwortung
In Israel wurden inzwischen Forderungen an die zuständigen Minister laut, zurückzutreten. Polizeiminister Amir Ohana von der rechtskonservativen Likud-Partei schrieb auf seiner Facebook-Seite, er werde nach der Identifizierung und Beerdigung aller Todesopfer vor die Kameras treten. Er sei zu jeder Untersuchung bereit. "Ich bin verantwortlich - aber Verantwortung bedeutet nicht Schuld."
Nach ersten Erkenntnissen begann die Massenpanik, als Menschen auf einer abschüssigen Rampe mit Metallboden und Wellblech-Trennwänden auf beiden Seiten ins Rutschen kamen. Die dicht gedrängten Feiernden fielen dann übereinander. Augenzeugen warfen der Polizei vor, sie habe Leute in das abgesperrte Areal gelassen, obwohl es schon extrem voll gewesen sei. Nach Beginn der Panik habe die Polizei dann nicht schnell genug Ausgänge auf der anderen Seite geöffnet, so die Kritik.
Die Feier zu Lag Baomer war die größte öffentliche Veranstaltung in Israel seit Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als einem Jahr. Wegen der Corona-Krise hatten die Behörden die Teilnehmerzahl im Vorfeld auf 10.000 beschränkt, nach Medienberichten versammelten sich jedoch rund 100.000 Pilger am Berg Meron.