
Erstmals seit Waffenruhe Israel greift den Süden Beiruts an
Trotz einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah kommt es vermehrt zu Beschuss auf beiden Seiten der israelisch-libanesischen Grenze. Nun hat es zum ersten Mal wieder einen Luftangriff auf einen Beiruter Vorort gegeben.
Zum ersten Mal seit Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah hat es wieder einen Luftangriff in einem südlichen Vorort der Hauptstadt Beirut gegeben. Es seien zwei Explosionen zu hören gewesen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Reporterinnen vor Ort. Schwarzer Rauch sei aufgestiegen. Berichte zu möglichen Opfern oder Schäden gab es zunächst nicht.
Von der israelischen Luftwaffe hieß es, man habe ein Drohnenlager der Hisbollah-Miliz in den als Dahija bekannten Vororten angegriffen. In der Hauptstadt und in den Vororten waren zuvor Kampfflugzeuge zu sehen.

Der Luftangriff der israelischen Streitkräfte traf ein Gebäude im Vorort Dahija südlich von Beirut, der als Hochburg der Hisbollah-Miliz gilt.
Evakuierungsaufruf vor Luftangriff
Der TV-Sender der Hisbollah, Al-Manar, meldete, dass es vor dem Angriff mehrere begrenzte Warnschläge mit Drohnen gegeben habe. Zudem hatte die israelische Armee Einwohner aufgefordert, die Gegend rund um "Einrichtungen der Hisbollah-Miliz" zu verlassen.
Der Süden Beiruts gilt als eine Hochburg vom Iran unterstützten islamistischen Hisbollah. Vor der Waffenruhe wurde er häufig von der israelischen Armee bombardiert.
Nach dem Evakuierungsaufruf der israelischen Streitkräfte war in dem Gebiet Panik ausbegrochen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Eltern hasteten zu den Schulen, um ihre Kinder abzuholen. Auf den Straßen, die aus dem Süden der Stadt herausführten, bildeten sich lange Staus.
Libanesischer Präsident wirft Israel Bruch der Waffenruhe vor
Der libanesische Präsident Joseph Aoun warf Israel nach dem Angriff vor, den Bruch der Waffenruhe fortzusetzen. Das jüngste Bombardement belege das, schrieb sein Büro auf X.
Aoun hielt sich zum Zeitpunkt des Angriffes in Paris auf, wo er sich mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron traf. Dieser verurteilte den Angriff. Er spiele der Hisbollah in die Hände, so Macron.
Israel meldet Raketenangriff aus dem Libanon
Der Norden Israels war zuvor nach Militärangaben mit zwei Raketen aus dem Libanon beschossen worden. Eine von ihnen sei abgefangen worden, die andere auf libanesischem Boden gelandet, schrieb ein israelischer Armeesprecher auf der Plattform X.
Die Armee teilte mit, der Raketenangriff sei eine eklatante Verletzung der Waffenruhe. Der Staat Libanon sei verantwortlich für die Einhaltung des Abkommens. Die Streitkräfte hätten als Reaktion neue Luftangriffe im Nachbarland geflogen, hieß es. Die Ziele der Angriffe wurden nicht genannt.
Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, Israel habe mehrere Dörfer im Südlibanon beschossen. Demnach waren über dem Gebiet sowie über der libanesischen Hauptstadt Beirut auch israelische Drohnen zu hören.
Hisbollah bestreitet Verantwortung für Beschuss
Die Hisbollah bestritt, für die Raketenangriffe verantwortlich zu sein. Beobachter gehen aber davon aus, dass keine Angriffe aus dem Südlibanon ohne die Erlaubnis der islamistischen Miliz gestartet werden.
Am vergangenen Wochenende hatte es zum ersten Mal seit dem Beginn der Waffenruhe wieder Raketenbeschuss aus dem Libanon auf Israel gegeben. Israel nahm daraufhin seine Luftangriffe auf Ziele im Libanon wieder auf.
Eigentlich gilt seit dem 27. November 2024 eine Waffenruhe. Die vom Iran unterstützte Hisbollah hatte Israel seit dem Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 mehr als ein Jahr lang mit Raketen beschossen. Sie wollte damit nach eigenen Angaben die Hamas im Gazastreifen unterstützen. Israel antwortete mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.