Iranischer Berlinale-Gewinner Rassulof nach Europa geflohen
Der iranische Filmregisseur Rassulof ist laut eigenen Angaben aus dem Iran nach Europa geflohen. In seiner Heimat war er zuvor zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Wo er sich zurzeit aufhält, ist nicht bekannt.
Nach seiner Verurteilung zu acht Jahren Haft ist der preisgekrönte iranische Filmregisseur Mohammed Rassulof nach Europa geflohen. Er sei nach einer langen und komplizierten Reise in Europa angekommen, teilte Rassulof in einer am Montag verbreiteten Erklärung mit.
Rassulofs Anwalt Babak Paknia hatte in der vergangenen Woche der Nachrichtenagentur AP gesagt, der Regisseur sei im Iran zu acht Jahren Gefängnis und Peitschenhieben verurteilt worden. Zudem werde Eigentum von ihm beschlagnahmt. Die iranischen Behörden bestätigten das Urteil gegen Rassulof nicht und gaben auch keinen Kommentar zu seiner Ausreise ab.
Rassulofs neuester Film "The See of the Sacred Fig" wird am 24. Mai beim Filmfestival in Cannes uraufgeführt. Es war zuvor unklar, ob er zur Cannes-Premiere reisen würde. Vor einem Jahr war er mit einem Ausreiseverbot belegt worden.
Wahl zwischen Gefängnis und Exil
Rassulof und andere Künstler hatten sich in einem Brief zu Demonstrationen wegen eines Gebäudeeinsturzes 2022 in der Stadt Abadan geäußert. Darin forderten sie die Behörden auf, ihre Waffen niederzulegen. "Da ich wusste, dass die Nachricht von meinem neuen Film sehr bald veröffentlicht werden würde, war mir klar, dass zu diesen acht Jahren zweifellos eine neue Strafe hinzukommen würde", erklärte der 51 Jahre alte Regisseur. Er hatte mit seinem Film "Doch das Böse gibt es nicht" 2020 bei der Berlinale den Goldenen Bären gewonnen.
Er habe zwischen dem Gefängnis und der Ausreise wählen müssen und sich schweren Herzens für das Exil entschieden. Für die Entscheidung habe er nicht viel Zeit gehabt. Sein Reisepass sei im September 2017 beschlagnahmt worden, deshalb habe er den Iran heimlich verlassen. Rassulof befindet sich derzeit an einem unbekannten Ort.
Der Regisseur beschrieb in seiner Erklärung auch den Druck, der auf seine Mitarbeiter ausgeübt wurde. Einige Schauspieler hätten den Iran verlassen, bevor die Produktion allgemein bekannt wurde, sagte er. Andere seien verhört und ihre Familien zur Befragung vorgeladen worden. Die Büros seines Kameramanns seien durchsucht worden. "Viele Leute haben geholfen, diesen Film zu machen", sagte Rassulof über sein neuestes Werk. "Meine Gedanken sind bei ihnen allen, und ich fürchte um ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen."