Gewalt gegen Kinder im Iran Lehrer verurteilen "gnadenlose Tötung"
Nach dem Tod einer 15-Jährigen Schülerin in der Stadt Ardabil haben iranische Lehrergewerkschafter die Gewalt gegen Kinder angeprangert. Das Mädchen soll durch Schläge von Sicherheitskräften ums Leben gekommen sein.
Der Koordinierungsrat der Lehrergewerkschaften im Iran hat die Gewalt der Sicherheitskräfte gegen Minderjährige bei den regierungskritischen Protesten scharf kritisiert. Erst gestern war bekannt geworden, dass in der Stadt Ardabil eine 15-jährige Schülerin durch Schläge von Sicherheitskräften getötet worden sein soll. Nach Angaben des Koordinierungsrates starb Asra Panahi am 13. Oktober, nachdem "Beamte in Zivil" ihr Gymnasium angegriffen hätten. Das UN-Komitee für Kinderrechte sprach am Montag von mindestens 23 getöteten Kindern seit Beginn der Proteste.
Die Lehrer beschuldigten das Militär, die Sicherheitskräfte und die Polizisten in Zivil, "gewalttätig gegen Schulen und Bildungszentren" vorzugehen. "Während dieser systematischen Unterdrückung haben sie einer Reihe von Schülern und Kindern gnadenlos das Leben genommen", schrieben die Gewerkschafter. Vor diesem Hintergrund werde ab Sonntag zu einem zweitägigen Streik aufgerufen. Die Lehrkräfte würden "in den Schulen anwesend sein, aber nicht am Unterricht teilnehmen", schrieb der Koordinierungsrat auf Telegram. Die iranische Führung solle wissen, dass Irans Lehrerinnen und Lehrer "diese Gräueltaten und Tyrannei nicht dulden".
Behörden sprechen im Fall Panahi von Suizid
Die iranischen Behörden erklärten, die 15-jährige Asra Panahi sei nicht durch Schläge von Sicherheitsskräften gestorben, das Mädchen habe vielmehr Suizid begangen. Die Website Didban Iran zitierte in einem Bericht den Parlamentsabgeordneten von Ardabil, Kasem Mussawi, mit den Worten, Panahi habe "Selbstmord begangen, indem sie Tabletten geschluckt" habe. Das staatliche Fernsehen strahlte ein Interview mit dem Onkel des Mädchens aus, in dem er sagte, seine Nichte sei an Herzversagen gestorben.
Der Koordinierungsrat der Lehrergewerkschaften berichtete hingegen, die Schülerinnen in Ardabil seien zu einer "ideologischen Veranstaltung" gebracht worden. Einige von ihnen hätten dabei Slogans gegen Diskriminierung und Ungleichheit skandiert. Sicherheitskräfte hätten sie - auch nach ihrer Rückkehr in die Schule - mehrfach geschlagen. Asra Panahi sei danach im Krankenhaus gestorben, eine weitere Schülerin liege im Koma.
Justizbehörde kritisiert "Fake News"
Der ebenfalls aus Ardabil stammende iranische Ex-Fußballstar und früherer Hertha-BSC-Spieler Ali Daei, der wegen seiner Unterstützung der Proteste Ärger mit den Behörden bekommen hatte, reagierte auf die Suizid-These empört. Auf Instagram schrieb Daei, er glaube nicht, dass Panahi an Herzversagen gestorben sei, und wies die Behauptung, sie habe sich das Leben genommen, als "Gerücht" zurück.
Als Reaktion auf den Post auf Daeis Account, dem zehn Millionen Menschen folgen, wies die Webseite der Justizbehörde, Misan Online, seine Version der Ereignisse als "Fake News" zurück.
Proteste nach Tod junger Kurdin begonnen
Auslöser der systemkritischen Massenproteste im Iran war Mitte September der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam.
Seit Aminis Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem. Angeführt werden die Proteste von jungen Frauen, Studentinnen und Schülerinnen, die ihre Kopftücher abnehmen, regierungsfeindliche Parolen rufen und sich auf der Straße den Sicherheitskräften entgegenstellen.