Iran Sechs Festnahmen vor Todestag von Amini
Im Iran sind sechs Männer festgenommen worden, die Proteste am ersten Todestag von Mahsa Amini geplant haben sollen. Auch in anderen Fällen geht der Staat weiter gegen die Bevölkerung vor.
Im Iran haben die Behörden sechs Männer wegen mutmaßlich geplanter Proteste am Jahrestag des Todes der iranischen Kurdin Mahsa Amini festgenommen. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, beschuldigt der Geheimdienst die Verdächtigen, "Unruhen" in den kommenden Tagen stiften zu wollen. Fünf der Verhafteten betrieben demnach Internetseiten, die nun gesperrt wurden.
Der Todestag Aminis jährt sich am 16. September zum ersten Mal. Die junge Frau starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen angeblichen Verstoßes gegen die islamische Kleiderordnung festgenommen worden war. Auf ihren Tod folgten im Herbst die größten Massenproteste seit Jahrzehnten.
Die sechs festgenommenen Männer seien an den Protesten im vergangenen Jahr beteiligt gewesen, berichtete Tasnim weiter. Die Aktionen richteten sich damals zunächst im Rahmen einer Frauenbewegung gegen den Kopftuchzwang, dann gegen das gesamte islamische System.
Iranerin zu Peitschenhieben verurteilt
In einem anderen Fall wurde Medienberichten zufolge eine Ingenieurin nach einem Protest gegen die Kopftuchpflicht zu 74 Peitschenhieben verurteilt. Wie die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw mitteilte, wurde die Strafe für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
Seynab Kasemi hatte im Februar viel Aufmerksamkeit erregt, weil sie während einer Veranstaltung bei einer Rede ihr Kopftuch demonstrativ auf den Boden warf. Videoaufnahmen der Aktion wurden vielfach im Internet geteilt. Die Frau hatte gegen die Entscheidung eines Ingenieurverbands protestiert, sie wegen eines schlecht sitzenden Kopftuchs nicht zur Vorstandswahl zuzulassen.
Seit dem Tod von Amini ignorieren viele Frauen in den Metropolen des Landes die Kopftuchpflicht aus Protest gegen das islamische Herrschaftssystem.
Onkel von Amini festgenommen
Am Dienstag hatten die Behörden bereits einen Onkel von Amini festgenommen. Schon seit Ende August steht der Anwalt der Familie in Teheran vor Gericht. Ihm wird "Propaganda gegen die Islamische Republik" vorgeworfen, weil er mit Medien über den Fall gesprochen hatte.
Am Mittwoch gaben Irans Geheimdienste zudem die "Identifizierung eines Netzwerks" bekannt, das mit "finanzieller Unterstützung des US-Außenministeriums" an der "Mobilisierung von Frauen beteiligt" sei und die "Organisation von Unruhen" im Land plane.