Khamenei zu Kopftuchzwang Lockere Kopftücher nicht "gegen Religion"
Ayatollah Khamenei hat "locker" sitzende Kopftücher iranischer Frauen als nicht zwangsläufig gegen Revolution und Religion gerichtet bezeichnet. "Richtig" seien sie aber auch nicht. Die Proteste gegen das Regime gehen weiter.
Ayatollah Ali Khamenei, Staatsoberhaupt des Iran, hat locker sitzende Kopftücher als nicht "entgegen von Religion und Revolution" bezeichnet. "Schlecht oder locker sitzende Kopftücher sind nicht richtig. Aber es bedeutet nicht, dass wir sie entgegen von Religion und Revolution betrachten sollten", wurde der Religionsführer von der iranischen Nachrichtenagentur Irna zitiert. Khamenei hatte sich am Mittwoch mit iranischen Frauen getroffen.
Die seit Monaten anhaltenden landesweiten Proteste im Iran richten sich unter anderem gegen die Kleidungsvorschriften wie den Kopftuchzwang und gegen das islamische Regime als Ganzes. Immer mehr Frauen sind inzwischen in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch zu sehen. Die Sittenpolizei, die die Kleidungsvorschriften überwachte, ist fast vollständig von den Straßen verschwunden - der Kopftuchzwang soll aber etwa durch Videoüberwachung weiter kontrolliert werden.
Hunderte Tote bei Protesten
Ausgelöst worden sind die Proteste durch den Tod von Mahsa Amini. Die Kurdin war Mitte September wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleidungsvorschriften festgenommen worden und im Gewahrsam der Sittenpolizei zu Tode gekommen. Daraufhin entzündeten sich die größten Proteste seit Jahren im Iran.
Bislang wurden nach Schätzungen von Menschenrechtlern mehr als 500 Menschen bei den Protesten getötet, mehr als 19.000 wurden verhaftet. Immer wieder skandieren die Demonstranten "Tod dem Diktator!" - gemeint ist Khamenei, der das höchste Amt im Staate seit mehr als 30 Jahren inne hat. Insgesamt hat der Iran nach eigenen Angaben bislang 13 Todesurteile gegen Protestierende verhängt, zwei Menschen wurden bereits hingerichtet.
Schauspielerin Alidoosti wieder freigelassen
Dagegen hatte auch die bekannte Schauspielerin Taraneh Alidoosti protestiert. Auf Instagram prangerte sie die Hinrichtung des Demonstranten Mohsen Schekari an und wurde daraufhin festgenommen. Dies löste wiederum Proteste in der Kulturszene des Landes aus - auch Künstler, die sich bislang mit Kritik am Regime zurückgehalten hatten, äußerten sich öffentlich. Laut Berichten lokaler Medien wurde Alidoosti nun nach knapp drei Wochen Haft auf Kaution wieder freigelassen.
An der Gewalt gegen Demonstranten ist immer wieder die Basidsch-Miliz beteiligt, eine Hilfstruppe der Revolutionsgarden. Einer ihrer Kommandeure ist laut Berichten der Nachrichtenagentur Tasnim in Teheran erschossen worden, eine weitere Person wurde demnach verletzt. Er soll für eine Basidsch-Einheit im Süden der Hauptstadt zuständig gewesen sein und sei vor seinem Hauseingang getötet worden.