Israel und der Iran Anschläge, Attentate und Mordpläne?
Iran und Israel werfen sich gegenseitig Anschläge und Komplotte vor. In Istanbul wurde ein angebliches iranisches Kommando festgesetzt. Und im Iran gibt es eine ganze Reihe von Angriffen, die wohl dem Atomprogramm gelten.
Am 15. Juni stürmen türkische Sonderkommandos in Istanbul ein Hotel und eine Wohnung und nehmen fünf Iraner fest. Diese hatten offenbar den Auftrag, einen pensionierten israelischen Diplomaten und andere Israelis zu ermorden.
Eine Woche später reist der israelische Außenminister Yair Lapid nach Ankara und bedankt sich bei seinem türkischen Amtskollegen Mevlut Cavusoglu für den Einsatz. Israelische Bürger seien aufgrund der diplomatischen und sicherheitsrelevanten Zusammenarbeit zwischen Israel und der Türkei gerettet worden, sagte Lapid.
Die Machthaber in Teheran dürften das Treffen in Ankara mit Argusaugen verfolgt haben. Nach der erfolgreichen Kooperation zwischen dem israelischen Geheimdienst Mossad und dem türkischen Geheimdienst MIT verlor Hossein Taeb, Geheimdienstchef der den Staat weitgehend kontrollierenden iranischen Revolutionsgarden, seinen Posten. Am Freitagvormittag warf der Sprecher des iranischen Außenministeriums Israel vor, das "zionistische Regime" wolle die Verbindungen zwischen Ankara und Teheran beschädigen.
Schlechte Aussichten für Atomabkommen
All das geschieht, während ein Erfolg in den Verhandlungen für eine Neuauflage des Atomabkommens zwischen Iran auf der einen und den USA, Russland, China, Großbritannien Frankreich und Deutschland auf der anderen Seite in immer weitere Ferne rückt.
Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass Teheran 27 Kameras zur Überwachung der Urananreicherung in den Anlagen Isfahan und Natanz abschaltete. 40 Kameras, die die in Wien ansässige internationale Atomenergiebehörde IAEO zur Überwachung der Uranproduktion nutzen kann, sind noch angeschaltet. Rafael Grossi, Chef der Wiener Behörde, warnte, der Schritt erzeuge weniger Transparenz, mehr Zweifel und größere Unsicherheit.
Israel glaubt dem Iran gar nichts
Dass Israel eine Neuauflage eines Abkommens kritisch sieht, ist kein Geheimnis. In Jerusalem glaubt man den Iranern gar nichts. Zu oft äußern Vertreter der Islamischen Republik unverhohlen Vernichtungsabsichten gegen den jüdischen Staat. Zu viel iranisches Geld ist in die Hände der Milizen Hamas oder Hisbollah geflossen, die Israel regelmäßig angreifen. Seit Jahren kommt es in Iran zu Vorkommnissen, die Israel zugeschrieben werden und offenbar das Ziel haben, das Atomprogramm zu bremsen.
Am 20. Juni meldete die israelische Zeitung "Jerusalem Post", vergangenen Samstagvormittag sei im Westen Teherans eine Explosion zu hören gewesen. Satellitenbilder deuten darauf hin, dass eine Raketenbasis der islamischen Revolutionsgarden getroffen wurde. Bewohner des Stadtteils bestätigten der ARD den Lärm einer Explosion.
Einen ähnlichen Vorfall gab es bereits im Februar. Damals wurde eine Anlage zum Bau von Militärdrohnen im Westen des Landes angegriffen. Israel bestätigt nie, hinter den Aktionen zu stecken. Doch zu Raketen kommen Attentate und Cyberangriffe.
Auffällige Häufung von Todesfällen
Vor gut eineinhalb Jahren wurde ein iranischer Kernphysiker ermordet, den Beobachter als Vater des Nuklearprogramms bezeichneten. In den vergangenen Monaten starben ein Ingenieur, ein Militäroffizier, ein Luftfahrtwissenschaftler und ein Pilot der Luftwaffe. Jedes Mal kamen Gerüchte auf, Israels langer Arm sei im Spiel.
Auch brechen immer wieder digitale Infrastrukturen zusammen. Im April vergangenen Jahres fiel der Strom der Atomanreicherungsanlage Natanz aus. Israelische Medien schrieben, es könnte ein Cyberangriff gewesen sein. Vor drei Wochen gab der Vorsitzende des Teheraner Stadtrats Israel die Schuld an einem Cyberangriff auf die Stadtverwaltung. Wenige Tage später fiel das Passkontrollsystem des internationalen Flughafens Teheran aus. Erneut gab es Spekulationen um eine israelische Schadsoftware.
In Teheran erinnert im vergangenen ein Plakat an den ermordeten Offizier der Revolutionsgarden, Hassan Sayyad Khodaei. Iran macht Israel für die Tat verantwortlich.
Iran muss mit weiteren Aktionen rechnen
Teheran muss mit weiteren Aktionen rechnen, denn die israelische Regierung hat in der sogenannten Oktopus-Doktrin angekündigt, in Zukunft nicht mehr nur die Verbündeten des Feindes, also beispielsweise die Milizen Hisbollah oder Hamas, anzugreifen, sondern auch Vertreter des iranischen Machtapparates selbst.
Ob die komplizierte Gemengelage die iranische Führung dazu bringt, bei Verhandlungen für ein Atomabkommen kooperativer zu sein oder zu blockieren, ist kaum absehbar. Von nennenswerten Fortschritten will derzeit kein Beteiligter sprechen.