Indonesiens neuer Präsident Prabowo Neues Image, alte Vorwürfe
Indonesiens neuer Präsident Prabowo hat hart daran gearbeitet, sich ein neues Image zu verschaffen. Als volksnah und "kuschelig" gibt er sich. Doch Zweifel bleiben - Kritiker halten ihn für alles andere als einen Demokraten.
Vier Hopser nach links, vier Hopser nach rechts, die Arme nach vorne ausgestreckt, die Handflächen zeigen nach oben. So feierte Prabowo Subianto seinen Wahlsieg im Februar diesen Jahres. Mit seinem Wahlkampfsong und dem Tanz hatte er einen erfolgreichen Social-Media-Wahlkampf geführt, vor allem bei TikTok und Instagram.
Sogar seine Katze Bobby hat einen eigenen Instagram-Kanal. Prabowo selbst inszenierte sich als "kuscheliger Opa". Niedliche Cartoons mit seinem Gesicht waren auf Plakaten und Bildschirmen im ganzen Land zu sehen.
Dabei gilt der 73-Jährige als umstritten: Während der indonesischen Militärdiktatur soll er für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gewesen sein. Er war Kommandeur der Spezialkräfte. Sein damaliger Schwiegervater war kein Geringerer als der ehemalige Militärdiktator Suharto, der das Land bis 1998 regierte und für Massenmorde verantwortlich gemacht wird.
Auf die Unterstützung der Armee kann Prabowo weiter bauen - zuletzt war er Verteidigungsminister.
"Rebranding" angesichts harter Vorwürfe
Trotz dieser Vergangenheit hat es Prabowo in den vergangenen Jahren geschafft, ein neues Bild von sich zu zeichnen - in einer jungen Gesellschaft mit einem Durchschnittsalter von etwa 29 Jahren. Viele Indonesierinnen und Indonesier sind digital gut vernetzt.
"Für die junge Generation hat er sich das Image gegeben, ein starker Anführer zu sein, der aber bereit ist, weicher zu werden", erklärt die Politikwissenschaftlerin Hurriyah von der Universität Indonesia. Sie sagt, Prabowo sei nie ein Demokrat gewesen - "er ist ein harter Populist".
Rolle während der Militärdiktatur
Prabowos Vergangenheit ist schwer zu ignorieren. Der Menschenrechtsaktivist José Luis de Oliveira aus Timor-Leste wirft ihm vor, für schwere Verbrechen dort mitverantwortlich gewesen zu sein. In seiner Zeit habe ein Massaker stattgefunden und das Militär habe Menschen "verschwinden lassen", erklärt de Oliveira.
Prabowo ist nie angeklagt worden. Auch nicht für die Entführungen und Folter von Demokratie-Aktivisten, für die er in den 1990er-Jahren verantwortlich gemacht wird.
Nach dem Sturz des Diktators Suharto lebte Prabowo im Exil in Jordanien. Er wurde Geschäftsmann. In den vergangenen Jahren diente er als Verteidigungsminister unter Präsident Joko Widodo.
Große Wahlversprechen
Prabowo trat im Wahlkampf 2024 mit ehrgeizigen Versprechen an. Er versprach, die extreme Armut zu bekämpfen und will kostenlose Schulmittagessen einführen.
In einem Pilotprojekt in einer Schule im Südwesten Jakartas erhalten Schülerinnen und Schüler seitdem Mahlzeiten aus Reis, Gemüse, Obst und Milch. "Das Programm ist eine großartige Initiative, vor allem für Kinder aus benachteiligten Regionen", lobt die Jugendaktivistin Najla Indah, die Prabowos Wahlkampf unterstützt hat.
Laut Politikwissenschaftlerin Hurriyah leben 100 Millionen Menschen in Armut. Die Menschen mit Niedriglohnjobs habe das Programm für kostenloses Mittagessen angesprochen.
Kritisch gegenüber der EU
Im Sommer traf Prabowo Russlands Präsidenten Wladimir Putin und betonte die gute Zusammenarbeit, auch im Bereich der Verteidigungspolitik. Auch mit China und den USA will Prabowo die Beziehungen weiter stärken.
In Bezug auf Europa hingegen zeigte er sich kritisch und erklärte, Indonesien brauche die EU nicht, nachdem diese ein Verbot für Palmölimporte verhängt hatte. Dennoch will Prabowo die blockfreie Außenpolitik Indonesiens fortsetzen.
Sorge um die Demokratie
Prabowo hat den Sohn des sehr beliebten Ex-Präsidenten Widodo zu seinem Vizepräsidenten ernannt. Damit wollte er Kontinuität demonstrieren. Kritiker hingegen befürchten Vetternwirtschaft.
Trotz seines neuen harmloseren Images als "kuscheliger Opa" gibt es in Indonesien Bedenken, dass die Demokratie unter Prabowo leiden könnte.