Erdogan in Teheran "Neuer Schwung in unseren Beziehungen"
Kremlchef Putin ist zum Gipfeltreffen mit seinen iranischen und türkischen Amtskollegen in Teheran eingetroffen. Vorab loteten diese aus, wie sie zusammenarbeiten können - dabei geht es nicht nur um Handel.
Die Beziehungen sind gut, aber sie könnten noch besser sein. Auf diesen Nenner lassen sich die Erklärungen der Präsidenten des Irans und der Türkei, Recep Tayyip Erdogan und Ebrahim Raisi, nach ihrem Zweiergespräch bringen.
Vor allem im Handel untereinander sei deutlich Luft nach oben, sagt Raisi: "Wir stellen uns vor, dass wir auf 30 Milliarden US-Dollar Handel zwischen unseren Ländern kommen. Das wäre noch einmal eine Verdreifachung des jetzigen Umfangs."
Erdogan spricht sogar von viermal so viel wie bisher. Zuletzt hätten die Geschäfte unter der Corona-Krise gelitten. Um ihre Ziele zu erreichen, unterzeichneten der Iran und die Türkei etliche Verträge über intensivere Zusammenarbeit, darunter einige konkret bezogen auf kleine und mittelgroße Unternehmen.
Erdogan: "Bessere Zukunft"
Erdogan spricht von einer besseren Zukunft in den türkisch-iranischen Beziehungen. Die Gespräche würden "neuen Schwung in unsere Beziehungen bringen".
Bei diesem Schwung geht es zumindest dem Iran nicht nur um Wirtschaft. Die verstärkte Zusammenarbeit beider Länder sei vielmehr die Grundlage für insgesamt bessere - auch politische - Beziehungen, sagte Raisi: "Gute wirtschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern können zu guten Beziehungen insgesamt führen. Zwei mächtige Länder wie der Iran und die Türkei können für die Sicherheit in der Region und auf internationaler Ebene eine große Rolle spielen."
Sicherheit ist für Erdogan ein Stichwort. Er kommt auf sein Hauptthema: Terrorismus. Und versucht, den Ton zu setzen für das bevorstehende Dreiergespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin am Abend.
Russlands Präsident Putin ist in Teheran angekommen.
Dieses findet im so genannten Astana-Format statt, in dem die drei Länder in Bezug auf Syrien verbunden sind. Dort stehen Russland und der Iran der Seite von Machthaber Baschar al-Assad, die Türkei an der Seite von Oppositionellen.
Erdogan möchte vor seiner geplanten erneuten Militäraktion in Nordsyrien das Einverständnis Russlands und des Irans. Und baut schon mal verbal vor: "Ganz gleich, in welchen Ländern Terroristen aktiv sind - sie sind für jedes betroffene Land ein Problem. Deswegen müssen wir solidarisch weiter gegen sie vorgehen."
Auf ein Ja heute Abend kann er aber nicht setzen. Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei sagte nach seinem Gespräch mit Erdogan, jeder Angriff in Nordsyrien helfe nur den Terroristen. Das sehen übrigens die USA genauso. Oder anders ausgedrückt: Erdogan steht mit seinen Plänen für Nordsyrien bisher allein da.
Putin könnte am meisten von Treffen profitieren
Der Gewinner des Treffens heute in Teheran steht nach Ansicht des iranischen Beobachters Amin Monatzeri unabhängig von weiteren Ergebnissen schon fest: Putin.
Wenige Tage nach dem Besuch von US-Präsident Joe Biden in der Region sende der nämlich ein klares Signal in die Welt: "Schaut - ihr habt Sanktionen über Russland verhängt, versucht, es zu isolieren. Aber seht her: Russland ist es nicht!"