Nach Kontroverse um Doku BBC-Büros in Indien durchsucht
Büroräume der BBC in Indien sind von der Steuerbehörde durchsucht worden. Vorausgegangen war die Ausstrahlung einer BBC-Doku, in der die Rolle von Premierminister Modi bei einer Ausschreitung vor gut 20 Jahren beleuchtet wird.
Nach der Ausstrahlung eines kritischen Dokumentarfilms über den indischen Premierminister Narendra Modi sind die Büros des britischen Senders BBC in Neu-Delhi und Mumbai durchsucht worden. Das bestätigte auch die BBC und gab bekannt, mit der Einkommenssteuerbehörde kooperieren zu wollen.
Auch Laptops und Handys wurden beschlagnahmt. Die Behörde selbst war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Regierung sperrte Links zum Film
Im vergangenen Monat hatte die BBC eine zweiteilige Dokumentation mit dem Titel "The Modi Question" ausgestrahlt. Die Doku legt nahe, Modi habe im Jahr 2002 als Ministerpräsident des Bundesstaates Gujarat die Polizei angewiesen, bei tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen ein Auge zuzudrücken. Bei den Unruhen starben mindestens 1000 Menschen, die meisten von ihnen waren Muslime.
Nach der Veröffentlichung des Dokumentarfilms blockierte die indische Regierung Videos und Tweets mit Links zu dem Film. Kurz nach seiner Veröffentlichung bezeichnete Regierungsberater Kanchan Gupta ihn als "feindliche Propaganda" und "Müll". Studentengruppen organisierten trotz des Verbots geheime Vorführungen, die Polizei nahm daraufhin zwei Dutzend Studenten fest.
Angriff auf die Pressefreiheit
Kritiker sehen in den Maßnahmen einen Angriff auf die Pressefreiheit. Der Generalsekretär der oppositionellen Kongresspartei, K.C. Venugopal, bezeichnete die Durchsuchung als undemokratisch. Die Aktion zeige, dass die Regierung Angst vor Kritik habe, twitterte er. "Wir verurteilen diese Einschüchterungstaktik auf das Schärfste."
Die Pressefreiheit in Indien ist seit dem Regierungsantritt Modis im Jahr 2014 zusehends unter Druck geraten. In der Weltrangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen rutschte Indien im Jahr 2022 um zehn Plätze auf Rang 150 von 180 ab.