Anschlagsserie in der Türkei Attacke auf Istanbuls Polizeipräsidium
Die Serie von Angriffen auf die türkische Justiz und Sicherheitsbehörden reißt nicht ab. Zwei Bewaffnete haben das Polizeipräsidium in Istanbul attackiert. Eine Angreiferin wurde erschossen. Präsident Erdogan gab sich im Kampf gegen den Terror entschlossen.
Bewaffnete haben das Istanbuler Polizeipräsidium angegriffen. Sicherheitskräfte hätten eine Frau getötet, die eine Bombe am Körper getragen habe, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Gouverneur Vasip Sahin. Der zweite Angreifer - ein Mann - sei verwundet gefasst und ein Polizist leicht verletzt worden.
Anadolu berichtete, die Angreifer hätten am Haupteingang das Feuer eröffnet. Sicherheitskräfte hätten zurückgeschossen. Anadolu zeigte ein Foto einer Toten mit einem Schnellfeuergewehr, neben der Leiche war eine Pistole zu sehen. Die Hintergründe des Angriffs sind noch unklar.
Ebenfalls in Istanbul drang am Mittwochvormittag ein Bewaffneter in ein Büro der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP ein. Laut Polizei schlug er Fenster ein und rief politische Parolen. Die Polizei habe den Angreifer festgenommen, berichtete die Nachrichtenagentur DHA. Niemand sei zu Schaden gekommen.
Trauermarsch nach Angriff auf Justizgebäude
Schon am Dienstag hatten Linksextremisten im zentralen Istanbuler Justizgebäude einen Staatsanwalt als Geisel genommen. Die verbotene DHKP-C bekannte sich zu der Tat. Die Polizei beendete die Geiselnahme nach neun Stunden gewaltsam. Die beiden Geiselnehmer und der Staatsanwalt starben. Wie genau sie zu Tode kamen, blieb unklar.
Der getötete Staatsanwalt ermittelte in dem politisch bedeutenden Fall Berkin Elvan. Der Jugendliche war bei den Gezi-Protesten im Sommer 2013 von einer Tränengaskartusche der Polizei am Kopf getroffen worden und starb nach neun Monaten im Koma. Dafür wurde noch niemand zur Rechenschaft gezogen. Die Geiselnehmer hatten öffentliche Geständnisse der verantwortlichen Polizisten gefordert.
Tausende Trauernde erwiesen heute in Istanbul dem getöteten Staatsanwalt die letzte Ehre. Auch der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu nahm an der Beerdigung teil. Das Gerichtsgebäude, in dem sich am Dienstag das sechsstündige Geiseldrama abgespielt hatte, werde künftig den Namen des Staatsanwalts tragen, sagte er. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan brach einen Staatsbesuch in Rumänien ab. Vor seiner Rückreise sagte er: "Unser Kampf gegen den Terrorismus muss mit Entschlossenheit weitergehen."
Festnahmen im ganzen Land
Heute nahm die Polizei landesweit Dutzende mutmaßliche Anhänger der DHKP-C fest. Ihnen werde vorgeworfen, ähnliche Aktionen wie die Geiselnahme geplant zu haben. Der Anwalt der Verdächtigen wies die Vorwürfe zurück.
Die DHKP-C hatte im Januar die Verantwortung für einen Anschlag in Istanbul übernommen, mit dem angeblich der Tod Elvans gerächt werden sollte. Sie steht in der Türkei, in der EU und in den USA auf der Terrorliste. Die Gruppe bekannte sich auch im Februar 2013 zu einem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara. Damals riss der Attentäter einen Wachmann mit in den Tod.