Tag der Menschenrechte Gefoltert, eingesperrt, fast vergessen
Die CIA entwickelte nach den Anschlägen am 11. September ein Folterprogramm. Der erste Betroffene war Abu Zabaydah. Seine erlittene Folter hielt er in Zeichnungen fest.
"Wie Amerika foltert" - so nennt Jura-Professor Mark Denbeaux seinen Bericht, den er an der Seton Hall Universität veröffentlichte. Nach den Anschlägen am 11. September 2001 entwickelte die CIA ein Folterprogramm: Waterboarding, Schlafentzug, Stresspositionen, aber auch das Einschließen in einer kleinen Holzbox und das Anketten an einer Wand - "walling" genannt.
Diese verharmlosend als "erweiterte Verhörmethoden" bezeichnete Folter entwickelte die CIA, um einen Gefangenen zu brechen: Abu Zabaydah. Er wurde verdächtigt, ein hochrangiges Mitglied der Terrororganisation Al Kaida zu sein. Nach fünfmonatigen Verhören kam das FBI zu dem Schluss, dass er keine bedeutenden Erkenntnisse beitragen kann. Dennoch bestand die CIA darauf, ihn selbst zu verhören und dazu neue Methoden der "verschärften Befragung" zu benutzen.
Keine Anlage, kein Prozess
Später wurden die - mittlerweile verbotenen - Foltertechniken an vielen anderen Verdächtigen weitergeführt. Bei Abu Zabaydah wurden alle zehn Foltermethoden angewendet. Nach viereinhalb Jahren in CIA-Gefängnissen außerhalb USA, in sogenannten "black sites", wurde er schließlich in das Gefangenenlager Guantanamo Bay gebracht.
Den Vorwurf, Zubayda sei ein Helfer Osama Bin Ladens gewesen, erhält die CIA nicht mehr aufrecht. Abu Zabayda wurde niemals vor Gericht gestellt, es gibt keine Anklage gegen ihn.
Das Justizministerium und das Weiße Haus genehmigten die Folter. Darauf hatte die CIA beharrt, um Straffreiheit für ihre eigenen Leute zu erzielen. Man ließ sich sogar schriftlich bestätigen, dass Abu Zabaydah niemals freigelassen wird. Im Falle seines Todes sollte er verbrannt und "heimlich entsorgt" werden.
Warum folterten die USA?
Zubayda hat seine erlittene Folter in Zeichnungen festgehalten - als Dokument der Unmenschlichkeit und der Härte. Zusammen mit seinen Studierenden erstellte Denbeaux einen detaillierten Bericht, der die Perspektive der CIA, der politischen Führung und des Gefolterten beschreibt und die Details der Foltertechniken erläutert.
Basierend auf zugänglichen Dokumenten und persönlichen Gesprächen ging es ihm und seinen Studierenden darum, ein vollständiges Bild von einer beschämenden Zeit in der US-Geschichte zu zeigen. Wie konnte es so weit kommen, dass Amerika foltert? Die Antwort: Angst, Unsicherheit, Scham und Unfähigkeit.
Düstere Aussichten
Als einer seiner Anwälte besuchte Denbeaux seinen Klienten Abu Zabaydah mehr als 50 Mal in Guantanamo und setzt sich seit 14 Jahren für dessen Freilassung ein. Bislang vergeblich. Er ist für Abu Zabaydah die einzige Kontaktperson nach draußen. Im Laufe der Zeit haben Anwalt und Klient eine besondere Beziehung entwickelt.
Der 76-jährige Denbeaux macht sich Sorgen, was mit seinem Klienten passiert, wenn er sich nicht mehr kümmern kann. Wer wird dann für einen Gefangenen in Guantanamo eintreten? Die Aussichten für Abu Zaybayda sind eher düster. Nur wenn ein Land bereit wäre, ihn aufzunehmen, bestünde überhaupt die Chance auf eine Entlassung. Die USA werden es sicher nicht anbieten.