Krieg gegen die Ukraine Geheimdokumente zu Militärhilfe veröffentlicht?
Im Internet sind angeblich geheime Dokumente über westliche Militärhilfe an die Ukraine veröffentlicht worden. Das Pentagon untersucht, wer sie geleakt haben könnte. Die Ukraine bezeichnete sie als Fälschung, russische Reaktionen sind widersprüchlich.
Geheime Dokumente zu Plänen der USA und der NATO, die Ukraine bei der Vorbereitung einer Frühlingsoffensive gegen Russland zu unterstützen, sind einem Medienbericht zufolge im Internet veröffentlicht worden. Die Dokumente seien über die Onlinedienste Twitter und Telegram verbreitet worden, berichtete die "New York Times". Eine Sprecherin des Pentagons erklärte, es untersuche die Angelegenheit.
Informationen fünf Wochen alt
Die Dokumente sollen laut dem Bericht Details über Waffenlieferungen, Bataillonsstärken und andere sensible Informationen enthalten haben. Ein Dokument soll die Ausbildungspläne von zwölf ukrainischen Kampfbrigaden zusammenfassen. Dem Bericht zufolge heißt es in dem Dokument, dass neun von ihnen von US- und NATO-Kräften ausgebildet werden. Die Dokumente seien fünf Wochen alt und enthielten keine konkreten Schlachtpläne, hieß es.
Möglicherweise teilweise authentisch
Militärische Insider könnten daraus aber dennoch wertvolle Informationen ziehen, wie zum Beispiel Zeitpläne für Waffenlieferungen. Bei den veröffentlichten Dokumenten handle es sich um den ersten bekannt gewordenen Durchbruch russischer Spionage seit Beginn des Krieges. Die Dokumente wurden laut der "New York Times" über pro-russische Kanäle verbreitet. Mindestens eines der Dokumente soll als "streng geheim" eingestuft worden sein.
Fachleute halten die Dokumente laut der Zeitung für authentisch. Sie warnen dem Bericht zufolge jedoch davor, dass einige Dokumente im Rahmen einer russischen Desinformationskampagne verändert worden sein könnten. So seien höhere Todesopfer unter den ukrainischen Truppen und die russischen Verluste niedriger angegeben worden.
Ukraine spricht von Fälschung
Kiew sieht die Dokumente als eine Erfindung russischer Geheimdienste, die damit die ukrainische Gegenoffensive stören wollten. Die darin enthaltenen Daten enthielten eine "sehr große Menge an fiktiven Informationen" sagte Mykhailo Podolyak, ein Beamter des ukrainischen Präsidenten. Russland versuche, die Initiative bei seiner Invasion zurückzugewinnen.
Russland zwischen Skepsis und Anerkennung
Auf russischer Seite wurden die geleakten Unterlagen mit Skepsis aufgenommen. Das sei womöglich ein Täuschungsmanöver, erklärte Wladimir Rogow, Mitglied der von Moskau eingesetzten Militärverwaltung im besetzten südukrainischen Gebiet Saporischschja. Aus den Dokumenten geht hervor, dass die Ukraine rund 50.000 Soldaten im Frontgebiet habe. "Aber ich denke, das ist eine klassische Desinformationskampagne, die uns in die Irre führen soll, dass sie (die ukrainischen Einheiten) noch nicht bereit seien und wir uns entspannen können", sagte er.
Einige Informationen aus dem Dossier seien sicher wahr, doch solle damit die Illusion erzeugt werden, es sei noch Zeit bis zu einem ukrainischen Angriff. "Die Lage an der Front sagt etwas ganz anderes: Die Technik kommt und ist schon bereit, die Leute daran ausgebildet, die Anzahl der Soldaten groß genug", warnte Rogow.
Dagegen erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow gegenüber dem US-Fernsehsender CNN Moskau, man sehe sich durch den Leak einmal mehr die Rolle Washingtons in dem Konflikt bestätigt. "Wir haben nicht die leisesten Zweifel an einer direkten oder indirekten Verwicklung der USA und der NATO in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine."
Russland hatte den USA stets die Verantwortung für die prowestliche Revolution in der Ukraine 2014 gegeben. Dagegen betont der Westen immer wieder, die Ukraine sei in ihren Entscheidungen für ein Streben in die EU und NATO völlig eigenständig. Den Angriffskrieg gegen die Ukraine begann Russland am 24. Februar vorigen Jahres.