Suche nach "Titan"-Tauchboot Küstenwache registriert mögliches Lebenszeichen
Bei der Suche nach dem im Nordatlantik vermissten Tauchboot sind Klopfgeräusche gehört worden. Wie die "New York Times" berichtet, gab es schon länger Zweifel an der Sicherheit des Unterseefahrzeugs.
Einsatzkräfte haben bei der Suche nach dem vermissten Tauchboot "Titan" im Atlantik möglicherweise ein Lebenszeichen der Insassen gehört. Suchteams hätten am Dienstag mit einem Sonar alle 30 Minuten eine Art Klopfgeräusch in der Region registriert, in dem das Tauchboot vermutet wird, berichtete die US-Küstenwache auf Twitter.
Vier Stunden später, nachdem zusätzliche Sonargeräte eingesetzt worden seien, sei das Klopfen noch immer zu hören gewesen, hieß es weiter. Dem Memo zufolge war aber unklar, wann genau und wie lange die Geräusche zu vernehmen waren.
Das vom Unternehmen OceanGate Expeditions betriebene Tauchboot war am Sonntag zu einer touristischen Tauchfahrt zum Wrack der gesunkenen "Titanic" aufgebrochen. Nach knapp zwei Stunden war der Kontakt zum Begleitschiff abgebrochen, seither fehlt von dem Unterseefahrzeug und den fünf Insassen jede Spur.
Weitere Schiffe unterstützen Rettungsaktion
Das Aufgebot der Rettungskräfte wurde inzwischen weiter verstärkt. So sind acht weitere Schiffe auf dem Weg, um die Suche im Atlantik zu unterstützen. Dazu gehörten vier Schiffe der kanadischen Küstenwache, das französische Forschungsschiff "L’Atalante" sowie die kanadische "HMCS Glace Bay", die eine Dekompressionskammer und medizinisches Personal an Bord habe, teilte die US-Küstenwache mit.
Die Zeit drängt: Schätzungen der Behörden zufolge dürfte der Sauerstoff an Bord der "Titan" nur noch bis Donnerstagmittag reichen. Es sei bereits eine Fläche von rund 26.000 Quadratkilometern abgesucht worden, teilte die US-Küstenwache auf Twitter mit. Das ist größer als Mecklenburg-Vorpommern.
Die Suche gestalte sich dabei äußerst komplex, sagte Captain Jamie Frederick von der US-Küstenwache in Boston. "Es ist schwierig, Schiffe schnell dorthin zu bringen. Und wir suchen an der Oberfläche und unter der Oberfläche - das macht es so schwierig". Schwierig würde auch die Bergung der rund 7 Meter lange Tauchkapsel in der Tiefsee, falls man sie dort überhaupt orten könnte. Die US-Navy habe inzwischen ein Tiefsee-Bergungssystem nach St. John geschickt.
Keine guten Nachrichten - aber auch keine schlechten
OceanGate beteuerte erneut, alle Anstrengungen zur Rettung der fünf Vermissten zu unternehmen. "Es werden alle möglichen Schritte unternommen, um die fünf Besatzungsmitglieder sicher zurückzubringen", hieß es in einer Stellungnahme. Man sei "zutiefst dankbar für die dringende und umfassende Unterstützung, die wir von mehreren Regierungsbehörden und Tiefseeunternehmen erhalten".
Einer der verschollenen Passagiere an Bord ist der britische Abenteurer und Unternehmer Hamish Harding. Hardings Freund, der ehemalige Astronaut Terry Virts, gibt sich auf CNN optimistisch: "Die gute Nachricht ist, dass wir bislang keine schlechte Nachricht haben. Wir haben keine Teile gefunden und im Sonar keine Unterwasserexplosion gehört. Es kann also gut sein, dass sie auf Rettung warten."
Bedenken zur Sicherheit der "Titan"
Einem Artikel der "New York Times" zufolge hatten Führungskräfte der Tauchboot-Industrie schon vor Jahren Sorgen bezüglich der Sicherheit der "Titan" geäußert. "Wir befürchten, dass der aktuelle experimentelle Ansatz von OceanGate zu negativen Ergebnissen führen könnte (von geringfügig bis katastrophal)", schrieben sie in einem auf 2018 datierten Brief, den die Zeitung veröffentlichte.
Darin wird OceanGate irreführendes Marketing vorgeworfen. Chef Stockton Rush, der sich als Kapitän des Tauchboots ebenfalls unter den Vermissten befindet, wurde dazu aufgerufen, die "Titan" von einer unabhängigen Partei testen zu lassen. Das passt zum Eindruck von Reporter David Pogue vom US-Sender CBS, der die Fahrt im vergangenen Jahr mitgemacht hatte. Er sagte der BBC, das Gefährt habe auf ihn einen improvisierten Eindruck gemacht. "Man steuert dieses U-Boot mit einem Xbox-Gamecontroller", sagte Pogue.
Unterdessen wurde bekannt, dass OceanGate Expeditions 2018 vor potenziell katastrophalen Sicherheitsmängeln am Versuchstauchboot gewarnt worden war. Dies geht aus Gerichtsdokumenten hervor. Demnach warnte David Lochridge, Direktor für Meeresoperationen bei OceanGate, dass Tests und das Zertifizierungsverfahren des Unternehmens unzureichend seien und "die Passagiere in einem experimentellen Tauchboot potenziell extremen Gefahren aussetzen würden.
OceanGate betonte daraufhin, dass Lochridge kein Ingenieur und nicht angeheuert oder gebeten worden sei, Ingenieurarbeiten an der "Titan" vorzunehmen. Nachdem Lochridge seine Bedenken geäußert hatte, wurde er entlassen. Er hatte seit 2015 für OceanGate, zunächst als unabhängiger Vertragspartner, dann als Leiter von Meeres-Einsätzen gearbeitet.