Bundesstaat Texas Amokläufer tötet 19 Kinder in US-Grundschule
Bei Schüssen an einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas sind mindestens 19 Kinder getötet worden. Auch zwei Erwachsene starben. Der mutmaßliche Täter wurde von Polizisten erschossen. Präsident Biden forderte schärfere Waffengesetze.
Ein bewaffneter 18-Jähriger hat nach offiziellen Angaben in einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas mindestens 19 Kinder erschossen. Auch zwei Erwachsene starben. Der Schütze selbst sei ebenfalls getötet worden, offenbar durch Polizisten am Tatort, sagte Gouverneur Greg Abbott in einer ersten Stellungnahme. Er sprach von einer schrecklichen und unbegreiflichen Tat, die sich in der Kleinstadt Uvalde im Süden von Texas ereignet habe. Der Ort hat 16.000 Einwohner.
Details zu den genauen Hintergründen liegen noch nicht vor. Das Motiv ist noch unklar. Die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. Zwei Polizisten wurden nach Abbotts Angaben bei dem Schusswechsel leicht verletzt.
Verdächtiger hatte zuvor auf seine Großmutter geschossen
Erick Estrada von Ministerium für öffentliche Sicherheit in Texas äußerte sich im Gespräch mit dem Sender CNN zu der Tat. Er schilderte auch die Ereignisse vor dem Massaker. Der Verdächtige hatte demnach zunächst auf seine Großmutter in deren Wohnung geschossen. Diese sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Über ihren Zustand war zunächst nichts bekannt.
Schließlich sei der Schütze mit einem Auto zur Schule gefahren und habe dort einen Unfall gebaut, sagte Estrada weiter. Der 18-Jährige habe dann das Auto verlassen und sei mit einer Schutzweste bekleidet, einem Rucksack und einem Gewehr in die Schule eingedrungen. Dort habe er das Feuer eröffnet. Der Schütze sei dann vom Sicherheitspersonal der Schule gestellt worden. Estrada betonte allerdings, dass die Ermittlungen noch liefen und diese Informationen noch vorläufig seien.
Biden reagiert in Rede an die Nation
US-Präsident Joe Biden forderte nach der neuen Gewalttat schärfere Waffengesetze. "Als Nation müssen wir uns fragen, wann in Gottes Namen wir der Waffenlobby die Stirn bieten werden", sagte Biden in einer Rede an die Nation aus dem Weißen Haus. "Die Vorstellung, dass ein 18-jähriger Junge in ein Waffengeschäft gehen und Sturmgewehre kaufen kann, ist einfach falsch." Biden wurde deutlich: "Ich bin es leid. Wir müssen handeln." Medienberichten zufolge soll der Schütze die bei der Tat verwendete Waffe vor rund einer Woche kurz nach seinem 18. Geburtstag gekauft haben.
Seit dem Massaker an der Grundschule Sandy Hook vor zehn Jahren im Bundesstaat Connecticut habe es mehr als 900 Vorfälle gegeben, bei denen Schüsse auf Schulgeländen gemeldet worden seien, sagte Biden. Man könne nicht jede Tragödie mit schärferen Waffengesetzen verhindern - aber diese Gesetze hätten positive Auswirkungen.
Biden erinnerte in seiner Rede auch an seinen Sohn Beau, der 2015 an Krebs gestorben war, und seine 1972 bei einem Autounfall getötete Tochter. "Ein Kind zu verlieren, ist, als würde einem ein Stück seiner Seele herausgerissen", sagte er. Biden war gerade erst von einer Asien-Reise nach Washington zurückgekehrt. Der US-Präsident ordnete umgehend an, bis einschließlich Samstag die Flaggen auf allen öffentlichen Gebäuden in den USA auf halbmast zu setzen.
Senator: "Warum sind wir hier?"
Auch der US-Senator aus Connecticut, Chris Murphy, reagierte entsetzt auf das Massaker an der Schule in Texas und richtete bewegende Worte an seine Senatskollegen. "Was machen wir?", fragte der Demokrat im US-Kongress. "Warum verbringen Sie so viel Zeit damit, für den Senat der Vereinigten Staaten zu kandidieren? Warum machen Sie sich die Mühe, diesen Job zu bekommen (...), wenn Ihre Antwort lautet, dass wir nichts tun, während diese Metzelei zunimmt und unsere Kinder um ihr Leben rennen?", fragte er sichtlich um Fassung ringend. "Warum sind wir hier?"
US-Vizepräsidentin Kamala Harris forderte ebenfalls neue politische Maßnahmen. "Genug ist genug", sagte Harris. "Als Nation müssen wir den Mut haben, zu handeln". Es müssten Maßnahmen ergriffen werden, die sicherstellen, dass derartige Verbrechen nicht mehr geschehen, sagte Harris - ohne konkret zu werden. "Unsere Herzen werden immer wieder gebrochen". Etliche Demokraten fordern nach dem Blutbad in der Kleinstadt Uvalde schärfere Waffengesetze.
Zahl der Amokläufe in den USA nimmt deutlich zu
Erst vor gut einer Woche hatte ein Schütze mit einem Sturmgewehr in Buffalo im US-Bundesstaat New York in einem Supermarkt das Feuer eröffnet, zehn Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Er wurde noch am Tatort festgenommen. Den Ermittlern zufolge war die Tat rassistisch motiviert - elf der 13 Opfer waren schwarz. Buffalo hat eine mehrheitlich schwarze Bevölkerung.
Im vergangenen Jahr zählte die US-Bundespolizei FBI 61 Amokläufe mit Schusswaffen in den Vereinigten Staaten. Das seien mehr als 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor, hatte das FBI am Montagabend mitgeteilt. Seit 2017 habe sich die Zahl verdoppelt. 2021 seien bei Amokläufen 103 Menschen getötet und 140 verletzt worden. Auch das sei ein Anstieg um knapp 50 Prozent gegenüber 2020. 60 der 61 Schützen waren den Angaben zufolge Männer. Das FBI nutzt für die Zählung eine strenge Definition: Es geht ausschließlich um Fälle, in denen ein Täter in der Öffentlichkeit auf Menschen schießt, um sie zu töten.