Trauer um Sidney Poitier Abschied von Hollywoods Wegbereiter
Aus bescheidenen Verhältnissen auf den Bahamas stammend schrieb er Hollywood-Geschichte: 1964 gewann Sidney Poitier als erster Schwarzer den Oscar als bester Hauptdarsteller. Nun ist die Filmikone gestorben.
Sidney Poitier war für die Menschen in Amerika vieles: ein Schauspieler, Superstar, ein Brückenbauer zwischen Schwarz und Weiß. Für seine sechs Töchter war er ein Vorbild, wie man ein selbstbestimmtes Leben führt, so erklärte es seine Tochter Sydney Tamiia in einem Interview im vergangenen Jahr: "Er sagte uns immer: Sei der Kapitän deines eigenen Schiffes. Wir müssen unseren moralischen Kompass kennen und diese Richtung einschlagen - egal, was um uns herum passiert."
Aus armen Verhältnissen bis nach Hollywood
Ihr Vater weiß, wovon er spricht. Denn Poitier hat eine erstaunliche Hollywood-Karriere gemacht. Aufgewachsen ist er in armen Verhältnissen auf den Bahamas; nur wenige Jahre Schule waren ihm vergönnt. Trotz dieses bescheidenen Starts wurde er zu einer Filmlegende. Der Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey sagte Poitier einmal: "Meine Eltern brachten mir bei, dass ich grundlegende Rechte hatte. Dass ich jemand war. Wir hatten kein Geld, keinen Strom, kein fließendes Wasser. Meine Eltern brachten mir trotzdem bei, dass ich jemand war."
Mit 18 Jahren geht er zunächst nach New York, spielt am Broadway. 1950 spielt er in dem Hollywoodfilm "Der Hass ist blind", einem Rassismusdrama.
Die Konflikte zwischen der schwarzen und weißen US-Bevölkerung bleiben ein wichtiges Thema in den Filmen, in denen er mitspielt. Und Poitier bricht auch Tabus - wie in dem Film "Rate mal, wer zum Essen kommt", in dem es zum ersten Mal zu einem Kuss zwischen einer weißen Frau und einem schwarzen Mann auf der Leinwand kam. Das war 1967.
Im Film entspinnt sich ein Dialog zwischen dem Vater der Frau, gespielt von Spencer Tracy, und Poitier in der Rolle des Schwiegersohns in spe. "Habt Ihr schon mal darüber nachgedacht, welche Probleme eure Kinder haben werden?", fragt der Vater. "Ja", antwortet Poitier: "Sie werden einige haben."
Ein Wegbereiter für viele Schwarze
Drei Jahre zuvor hatte Poitier in Hollywood Geschichte geschrieben. Als erster Schwarzer war er mit einem Oscar als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet worden - für seine Rolle in "Lilien auf dem Felde". Darin spielt er einen Gelegenheitsarbeiter, der ein paar deutschstämmigen Nonnen beim Bau einer Kapelle hilft.
Legendär ist auch seine Rolle in dem Film "In der Hitze der Nacht", in dem er einen Ermittler spielt, der einen Mordfall in einer Kleinstadt im vom Rassismus geprägten Süden aufklären soll. In der wohl berühmtesten Szene verpasst der mutmaßliche Täter der Figur Poitiers eine Ohrfeige. Dieser schlägt rasch und ein wenig härter zurück. Er, der schwarze Mann, wehrt sich. Regisseur Norman Jewison sagte später, es sei die Ohrfeige gewesen, die in der ganzen Welt gehört wurde.
Viele schwarze Schauspieler und Schauspielerinnen nennen Poitier als ihr Vorbild, als Wegbereiter für viele andere Schwarze in Hollywood. 2009 erhielt Poitier die "Presidential Medal of Freedom", die höchste zivile Auszeichnung der USA. Verliehen bekam er sie vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama. Dieser sagte, Poitier mache keine Filme, sondern schaffe Meilensteine künstlerischer Extraklasse und des amerikanischen Fortschritts.