Republikaner JD Vance Vom Trump-Kritiker zum Getreuen
Vor einigen Jahren gab sich der Autor JD Vance noch als Trump-Gegner. Nun will er die Republikaner-Vorwahlen in Ohio gewinnen und im Herbst in den Senat einziehen - mit Trumps Hilfe. Woher kommt der Sinneswandel?
Eine hippe Brauerei in einer ansonsten recht trostlosen Strip Mall in Cincinnati, mitten im Rostgürtel der USA. JD (kurz für James David) Vance absolviert einen seiner letzten Wahlkampftermine.
Der 37-jährige Republikaner kommt locker rüber. Seine Frau und seine Tochter im Säuglingsalter lebten in der Nähe und hätten ihn deshalb begleitet, sagt er: "Natürlich hat das Baby im Auto geschrien, als mein Handy klingelte. Und wer war dran? Donald J. Trump." Der Ex-Präsident der USA habe ihm nur sagen wollen, dass alles bestens laufe.
Tatsächlich liegt der dreifache Familienvater, Finanzinvestor und Bestseller-Autor in den Umfragen deutlich vorne. Gepusht hat ihn, dass Trump ihm öffentlich seine Unterstützung ausgesprochen hat - und das, obwohl Vance den Ex-Präsidenten noch vor wenigen Jahren unverhohlen kritisierte. Damals, 2016, kam sein Buch "Hillbilly Elegie" auf den Markt - ein Roman über sein Aufwachsen in einer kaputten Familie der weißen Unterschicht.
Entdeckte spät seine Begeisterung für Trump: JD Vance bei einem Wahlkampfauftritt in Ohio.
Sinneswandel - und Imagewandel
Damals nahm Vance kein Blatt vor den Mund: "Ich kann Trump nicht ausstehen, ich denke, er ist übel und führt die weiße Arbeiterklasse an einen sehr dunklen Ort", sagte er.
Vance galt als einer, der die Bedürfnisse der Arbeiterklasse verstand. Er war politischer Kommentator, bis er selbst in die Politik ging. Nun, sechs Jahre später, beschreibt er sich als glühenden Trump-Anhänger. "Wisst ihr was: Ich habe mich in ihm getäuscht. Er war ein großartiger Präsident und ich unterstütze ihn nun schon seit vielen Jahren", sagt er in Cincinnati.
Seine Konkurrenten in der republikanischen Partei - Matt Dolan oder Josh Mandel - werfen ihm Scheinheiligkeit vor. Aber JD Vance ist stolz darauf, dass Trump ihn unterstützt.
Sein neue Gesinnung zeigt sich auch äußerlich. Hatte er früher noch weiche Züge, versucht er heute seinem runden Gesicht mit einem Bart mehr Kontur zu geben. Mit blütenweißem Hemd und dunkelblauem Sakko scheint er fast ein wenig Trumps Sohn Don Jr. nachzueifern, der ihm in Ohio im Wahlkampf ebenfalls zur Seite stand.
Trump-Endorsement punktet in Ohio
Seine politischen Positionen hingegen sind altbekannt: gegen Abtreibung, gegen Einwanderung, für Waffen und für "America First". "Ich denke, es ist krank, dass Joe Biden 33 Milliarden Dollar in die Ukraine schicken will, während Donald Trump in vier Jahren keine vier Milliarden bekommen hat für seine Grenzmauer", schimpft er.
Bei Sherry, einer älteren Dame mit pinkem Lippenstift und hochtoupierten Haaren, fallen Vances Worte auf fruchtbaren Boden: "Mir geht es um die Grenze, mir geht es um das Tragen von Waffen." Die Trump-Anhängerin aus einer Vorstadt von Dayton ist nur in die Brauerei bekommen, weil Trump Vance gewissermaßen empfohlen hat und sie ihn kennenlernen wollte.
So wie Sherry denken hier sehr viele: Ohio ist Trump-Land. Deswegen hat JD Vance auch gute Chancen, die Wahl zu gewinnen und womöglich bei den Halbzeitwahlen im Herbst zum Senator gewählt zu werden.
Die Vorwahlen in Ohio sind aber nur der Auftakt für eine ganze Reihe von "Primaries", bei denen sich zeigen wird, wie groß der Einfluss von Trump in der Partei tatsächlich noch ist.