Schulen in Missouri Prügel gegen "Disziplinlosigkeit"
In mehreren US-Staaten ist die Prügelstrafe grundsätzlich erlaubt. Nach 21 Jahren Abstinenz wird sie nun auch in einem Schulbezirk in Missouri wieder eingeführt - auch auf Wunsch einiger Eltern.
Es ist das jüngste Beispiel für eine Rückkehr zu erzkonservativen Methoden in Teilen der USA, speziell an Schulen. Doch dieser Schritt ist besonders umstritten - auch dort, wo Donald Trumps Republikaner dominieren.
Die Kleinstadt Cassville liegt tief im Mittleren Westen, im Bundesstaat Missouri. Seit hier grundsätzlich die Prügelstrafe wieder eingeführt wurde, muss sich der Leiter der Schulbehörde, Merlyn Johnson, rechtfertigen. Er betont im lokalen Fernsehsender, Schläge seien allerletztes Mittel, und nur dann, wenn die Eltern die Erlaubnis geben:
Dies ist nur eine Option, wenn die Eltern ausdrücklich zugestimmt haben. Wer körperliche Züchtigung für sein Kind nicht will, stimmt eben nicht zu.
Auch Eltern forderten körperliche Züchtigung
Warum die Rückkehr zur Möglichkeit der Prügelstrafe, ausgerechnet jetzt? Weil in den letzten Jahren immer mehr Schülerinnen und Schüler wegen Disziplinlosigkeit vom Unterricht ausgeschlossen werden mussten, so Johnson:
Es war einer von mehreren Vorschlägen, auch von Eltern, um den Ausschluss vom Unterricht zu verhindern: die körperliche Züchtigung.
Es geht um Schläge mit einem Holzpaddel auf das Gesäß von Kindern. Eine Züchtigungsmethode, die in den USA Tradition hat, allerdings auch von vielen Eltern eher der Mitte des vorigen Jahrhunderts zugeordnet wird.
Auch von Miranda Waltrip, Mutter von drei Kindern in Cassville: "Ich glaube nicht, dass das angemessen ist", sagt sie. "Viele Kinder hier kommen aus ärmeren Verhältnissen, mit Eltern, die sich nicht ausreichend kümmern. Besser wäre es, Beratung und Betreuung anzubieten. Für manche mögen Schläge die Rückkehr zu guten alten Zeiten sein. Aber nein, es wird mehr Schaden anrichten als Gutes tun."
Dylan Burns, dessen Kinder ebenfalls in Cassville in die Schule gehen, findet das Vorgehen dagegen richtig: "Für was immer man sich entscheidet, man sollte es im Familienkreis besprechen. Lasst uns Lehrkräften und Schulbehörde vertrauen. Sie werden den Kindern nichts antun, was wir als Eltern nicht wollen."
Prügelstrafe mit Verfassung vereinbar
Der Oberste Gerichtshof der USA hatte 1977 entschieden, dass die Prügelstrafe an Schulen mit der Verfassung vereinbar ist. Die Entscheidung liegt bei den einzelnen Bundesstaaten. In 19 Staaten ist körperliche Züchtigung an Schulen grundsätzlich erlaubt.
Auch in Texas etwa wird die Anwendung nun wieder heftig diskutiert und teils auch von Mitgliedern der demokratischen Partei von Präsident Joe Biden. Ron Reynolds ist demokratischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus von Texas. "Ich denke, wir müssen das anwenden", sagt er.
Wir brauchen das Beten in der Schule. Und wir brauchen die körperliche Züchtigung.
Die Lehrerin Arnetta Murray, die sich in Texas auch in der Schulpolitik engagiert, schimpft dagegen: "Ihr wollt, dass ich Schläge anwende, ihr wollt, dass ich eine Waffe trage, ihr wollt, dass ich unterrichte. Ich kann das nicht alles zusammen!" Sie habe selbst vier Söhne und eine Tochter.
Wir müssen zum Kern des Problems zurück: zur Verantwortung der Eltern. Das Problem sind die Eltern.
Es ist wie bei vielen Themen in den USA derzeit: Die Debatte ist heftig, laut - und gespalten.