Unruhen in Peru Regierung bestätigt acht Tote bei Protesten
In Peru eskalieren viele Proteste: Bislang sind bei Demos gegen die Absetzung des bisherigen Präsidenten Castillo acht Menschen gestorben. Landesweit gilt der Ausnahmezustand - das hat auch Folgen für Touristen am Machu Picchu.
Bei den zunehmend gewaltsamen Protesten gegen die Absetzung von Präsident Pedro Castillo sind nach Angaben der Regierung in verschiedenen Landesteilen Perus bisher acht Menschen ums Leben gekommen. Weitere 19 Personen wurden in der Hauptstadt Lima und den Regionen Apurímac, Huancavelica, Arequipa und La Libertad ins Krankenhaus gebracht, wie das peruanische Gesundheitsministerium mitteilte.
Die Ombudsfrau für Menschenrechte, Eliana Revollar, hatte am Montag noch von sieben Toten binnen zwei Tagen gesprochen, unter ihnen zwei Minderjährige. Alle Opfer seien durch Schüsse umgekommen.
Hunderte Touristen sitzen fest
An der weltberühmten Inka-Stätte Machu Picchu sitzen derzeit 800 Touristen fest, teilten die Behörden mit. Zuvor war wegen der gewaltsamen Proteste die Bahnstrecke zwischen der Weltkulturerbe-Stätte und der Stadt Cusco gesperrt worden. Die gut 100 Kilometer lange Bahnstrecke ist der einfachste und meistgenutzte Weg, um zum Machu Picchu oder von ihm wieder wegzukommen.
Als Grund für die Sperrung hatte die peruanische Staatsbahn PeruRail Sicherheitsbedenken angegeben und auf Demonstrationsaufrufe verschiedener Organisationen in Cusco verwiesen.
Landesweiter Ausnahmezustand
Die Regierung hatte zuvor den landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen. Dieser gilt für 30 Tage, wie Verteidigungsminister Luis Alberto Otárola sagte. Die Polizei werde mit Unterstützung der Streitkräfte die innere Ordnung aufrechterhalten.
Otárola sagte, durch den Ausnahmezustand erhalte das Militär zusätzliche Vollmachten, um zusammen mit der Polizei strategische Infrastruktur, Privateigentum und die Sicherheit aller Peruaner zu schützen. Das Versammlungsrecht und die Bewegungsfreiheit seien ausgesetzt. Ob es eine Ausgangssperre gibt, habe die Regierung noch nicht entschieden.
Die neue Präsidentin Dina Boluarte rief zur Ruhe auf. "Peru darf nicht von Blut überströmt werden", sagte sie. "Wir haben diese Erfahrung schon in den 1980er- und 1990er-Jahren durchgemacht und ich glaube, wir wollen nicht zu dieser schmerzhaften Vergangenheit zurückkehren." Damals hatten mehrere Rebellengruppen Peru unsicher gemacht.
Boluarte deutet frühere Wahlen an
Im Bemühen, die angespannte Lage zu beruhigen, deutete sie an, die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sogar auf Dezember 2023 vorzuziehen. Angesichts der Proteste hatte Boluarte zunächst nach eigenen Worten vorgezogene Wahlen im April 2024 statt zum regulären Termin 2026 angestrebt.
Der bisherige Präsident Castillo war abgesetzt worden, nachdem er versucht hatte, den Kongress aufzulösen. Der Linkspolitiker wollte damit einem Misstrauensvotum im Parlament zuvorkommen.
Sowohl sein Kabinett als auch die Opposition warfen ihm einen Staatsstreich vor, weshalb der frühere Dorfschullehrer am Mittwoch vergangener Woche des Amtes enthoben und festgenommen wurde. Seitdem kommt es vor allem in ländlichen Gebieten, in denen Castillo besonders viele Anhänger hat, zu oft gewaltsamen Protesten.