Oscar-Vergabe Eine Show mit klaren Rollen
Ein großer Gewinner, ein Verlierer und ein nicht ganz so geheimer Geheimtipp: Die Oscars sind vergeben und die Rollen waren klar verteilt. Die Deutschen spielten auch eine, obwohl sie leer ausgingen.
"Oppenheimer"-Regisseur Christopher Nolan begann seine Dankesrede eher nüchtern. Vielleicht kein Wunder, denn dass sein Film abräumen würde, war erwartet worden - und er tat es auch: bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, bester Nebendarsteller, auch die Oscars für Kamera, Schnitt und Musik gingen an "Oppenheimer". Macht sieben insgesamt. Genug, damit Nolans Stimme am Ende seiner Rede doch noch etwas bewegter wurde: "Dass ihr mich für einen bedeutenden Teil des Kinos haltet, bedeutet die Welt für mich."
"Barbie" ist der Verlierer
Der Verlierer des Abends stand ebenfalls schon vorher quasi fest: "Barbie". Hauptdarstellerin Margot Robbie nicht nominiert, Regisseurin Greta Gerwig nur für die Drehbuch-Adaptation. Moderator Jimmy Kimmel machte das Thema auch in der Show zum Thema.
Denn dafür, dass "Barbie" am Ende nur einen Oscar für den besten Song bekam, war der Film recht präsent in der Show. Mehrfach in der Moderation, mit dem Gewinnersong von Billie Eilish, und auch Ryan Gosling performte seinen "Barbie"-Titel.
Die Deutschen hatten sich im Vorfeld der Oscar-Verleihung keine übertriebenen Hoffnungen gemacht. Die Nominierungen für Wim Wenders' Film "Perfect Days" und für Ilker Cataks "Das Lehrerzimmer" waren ja auch durchaus schon Erfolge. Sandra Hüller, für die Rolle in "Anatomie eines Falls" als beste Schauspielerin nominiert, wurde viel gelobt - auch von Kimmel: Gleich in zwei nominierten Filmen habe sie eine Hauptrolle.
Emotionen und Weltpolitik
Erst Geheimtipp und dann tatsächlich Gewinnerin Emma Stone - sie wurde als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet für ihre Rolle in "Poor Things" - war kurzzeitig ein bisschen überfordert. Wie bei der Hauptfigur Bella Baxter aus dem schrillen, feministischen Steampunk Movie blieben erstmal starke Gefühle. Sichtlich bewegt wusste sie zunächst gar nicht, was sie sagen sollte.
Auch um Weltpolitik ging es an diesem Abend. Dokumentarfilmer Mstyslav Chernov, der zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine 20 Tage in Mariupol Augenzeuge war und für seinen gleichnamigen Film ausgezeichnet wurde, appellierte daran, die Menschen in Mariupol und anderswo in der Ukraine nicht zu vergessen. Während seiner Dankesrede war im Saal tatsächlich nicht einmal mehr Geflüster zu hören.
Kimmel zitiert Trump
Durch den Abend führte Moderator Kimmel, der eine prominente Reaktion gleich in die Show einbaute: Es habe ja wohl noch nie einen schlechteren Moderator gegeben, die Show sei fürchterlich politisch korrekt, langweilig und unfair - klingt nach Donald Trump und war auch ein Post des ehemaligen US-Präsidenten auf dessen Plattform "Truth Social". Kimmel machte sich einen Spaß daraus, sich zu wundern, dass Trump überhaupt zuschaue.
Für die Zukunft der Oscar-Vergabe kündigen sich neue Kategorien an: Fest geplant ist die Kategorie Casting - denn den oder die Richtige für eine bestimmte Rolle zu finden, ist natürlich mitentscheidend darüber, wie glaubhaft ein Film am Ende ist. Auch wichtig hinter den Kulissen sind Stuntmänner und -frauen: Seit ewigen Zeiten halten sie für uns den Kopf hin, sagt Ryan Gosling, und tatsächlich ist im Gespräch, auch für sie eine Kategorie einzuführen.
Das Fazit
Es war eine unterhaltsame Show, mit einer mittelkleinen Überraschung: Emma Stone war durchaus als nicht ganz so geheimer Geheimtipp gehandelt worden. Die häufigen Reminiszenzen an Greta Gerwig und Margot Robbie konnte man freundlich, respektvoll, vielleicht auch etwas zu tröstend finden, für manche waren sie sicher auch Ausdruck der Kritik daran, dass die Academy in vielen Bereichen noch immer von Männern dominiert wird, und sich das eben nach wie vor auch bei den Nominierungen niederschlägt. Das wird sich weiter verändern, aber bei den nächsten Oscars vermutlich trotzdem wieder zu sehen sein.