Nicaragua Verhaftungswelle von Ortega-Gegnern geht weiter
Wenige Monate vor den Präsidentenwahlen geht die Regierung erneut gegen ihre Gegner vor. Staatsoberhaupt Daniel Ortega wolle so seine Macht sichern, glauben Regimegegner.
In Nicaragua geht die Regierung des ehemaligen Revolutionsführers Daniel Ortega gut fünf Monate vor den Präsidentschaftswahlen weiterhin hart gegen die politische Konkurrenz vor. Am Sonntag verhaftete die Polizei unter anderem die ehemalige Guerillera Dora María Téllez. Während der sandinistischen Revolution gegen die Jahrzehnte lange Diktatur der Somoza Familie erlangte sie als Comandante Dos, Kommandantin Nummer Zwei Berühmtheit.
Nach der Revolution wurde die heute 65-jährige Gesundheitsministerin. Doch seit den 1990er-Jahren sind Téllez und Ortega erbitterte Gegner. Téllez würde Mitbegründerin der Bewegung der sandinistischen Erneuerung, die heute unter dem Namen Unamos firmiert.
Präsidentschaftsaspiranten verhaftet
Auch die Unamos Parteispitze sowie den ehemaligen sandinistischen General Hugo Torres nahm die Polizei am Sonntag fest. Torres wandte sich kurz vor seiner Verhaftung per Twitter an seine Landsleute: "Das ist die verzweifelte Reaktion eines Regimes, das dem Tod geweiht ist. Ein Regime das keine legale Basis hat, um sich über November hinaus an der Macht zu halten, wenn freie und durch Wahlbeobachter überwachte Wahlen stattzufinden haben. Ich bin mittlerweile 73 Jahre alt, ich hätte nie gedacht, noch einmal gegen eine Diktatur kämpfen zu müssen", schrieb er.
Bei den aktuellen Verhaftungen traf es also vor allem ehemalige revolutionäre Verbündete Ortegas. Sie werfen ihm seit langem vor, sandinistischer Ideale verraten zu haben und nach dem opferreichen Sturz des letzten Somoza Diktators eine neue Familiendiktatur errichten zu wollen. Seit Anfang des Monats wurden rund ein Dutzend Oppositionspolitiker, darunter vier potenzielle Präsidentschaftsaspiranten, verhaftet, auch Christina Chamorro, Tochter der ehemaligen Präsidentin Violeta Chamorro.
Damit droht fast allen Kandidaten, die Ortega und seiner Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo gefährlich werden können, der Ausschluss von den Wahlen im November.