Prozessbeginn in den USA Junge Aktivisten verklagen Montana wegen Klimafolgen
In den USA verklagen Kinder und Jugendliche den Bundesstaat Montana wegen Klimaschäden. Der Staat habe ihr Recht auf eine "saubere und gesunde Umgebung" verletzt. Es ist der erste Prozess dieser Art - weitere könnten folgen.
Der jüngste Kläger ist nur fünf Jahre alt: In den USA hat ein historischer Prozess begonnen, in dem Kinder und junge Erwachsene den Bundesstaat Montana wegen Verletzung ihres Rechts auf eine "saubere und gesunde Umgebung" verklagen.
Die 16 Klägerinnen und Kläger im Alter von fünf bis 22 Jahren werfen dem Bundesstaat vor, ihnen sei durch die "gefährlichen Auswirkungen fossiler Energien und die Klimakrise" Schaden zugefügt worden. Kinder seien besonders verwundbar durch die sich verschlimmernden Auswirkungen des Klimawandels. Die Klägerinnen und Kläger wollen die Verantwortlichen in ihrem Heimatstaat auf juristischem Wege zwingen, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen.
"Held vs. Montana" - ein historischer Prozess
Es ist die erste Klage nach Dutzenden ähnlichen Rechtsstreits der vergangenen zehn Jahre in den USA, die jetzt in einen Prozess gemündet ist. Frühere Klagen waren noch vor der Verhandlung abgewiesen worden. Auch deshalb wird der Fall "Held vs. Montana" landesweit aufmerksam verfolgt - denn er könnte ähnliche Verhandlungen nach sich ziehen.
Hauptklägerin ist die 22-Jährige Rikki Held, deren Familie eine Ranch im Südosten Montanas betreibt, in der Nähe einiger der reichsten Kohlevorkommen des Planeten. Sie habe sich entschieden, sich der Klage gegen den Staat anzuschließen, als sie miterlebte, wie Waldbrände den Himmel über der Ranch verdunkelt hätten, Dürre dem Nutzvieh zugesetzt und Hochwasser ein nahegelegenes Flussbett ausgewaschen habe, berichtete sie.
Die Existenzgrundlage und das Wohlergehen ihrer Familie seien dadurch zunehmend beeinträchtigt, sagte sie in ihrer Zeugenaussage. Waldbrände hätten Stromkabel über Dutzende Kilometer hinweg verbrannt, "sodass wir einen Monat lang keinen Strom hatten". Das Vieh sei gestorben, weil die Rancher kein Wasser pumpen konnten und das Gras wegen einer Dürre knapp gewesen sei, sagte sie aus. Im Jahr 2021 hätten Waldbrände "den ganzen Sommer" die Luft zum Atmen genommen, Asche sei vom Himmel gerieselt. Wegen der Massenevakuierungen habe der Motelbetrieb ihrer Familie gelitten, sagte die Absolventin eines Studiums der Umweltwissenschaften.
Regelung im Umweltgesetz im Fokus
Für den Prozess vor einem Gericht in Helena, der Hauptstadt Montanas, sind mehr als zwei Wochen angesetzt. Im Zentrum der Klage steht eine Klausel in der Verfassung des Bundesstaates, der fossilen Brennstoffen gegenüber wohlgesonnen ist. Politiker in Montana halten an der Kohle als Exportgut für Märkte im In- und Ausland fest.
Die jungen Aktivisten wollen die Bezirksrichterin Kathy Seeley davon überzeugen, dass die Förderung fossiler Brennstoffe ihre Gesundheit, ihre Lebensgrundlage und künftige Generationen gefährde. "Der Staat und jede Person soll eine saubere und gesunde Umgebung in Montana für jetzige und künftige Generationen erhalten und verbessern", so die Klägerinnen und Kläger.
Ihnen gehe es nicht um eine finanzielle Entschädigung, sondern stattdessen um eine Erklärung, dass ihre Rechte verletzt wurden. Vor allem stellen sie die Verfassungsmäßigkeit einer Regelung im Umweltgesetz des Bundesstaates in Frage, die es Regierungsbehörden untersagt, bei der Prüfung von Genehmigungsanträgen im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen Auswirkungen auf das Klima zu berücksichtigen.
Anwalt: "verschwindend geringer" Anteil an Emissionen
Der Anwalt des Staates Montana versuchte die Bedeutung der Klage herunterzuspielen. Das dünn besiedelte Montana produziere doch im Weltmaßstab nur einen "verschwindend geringen" Anteil an Emissionen, argumentierte er beim Prozessauftakt.
Klimaaktivistin Held ließ das nicht gelten. "Ich weiß, dass der Klimawandel ein globales Problem ist, aber Montana muss Verantwortung für unseren Teil übernehmen", sagte sie aus. "Ihr könnt das nicht einfach abtun und nichts dagegen machen."