Strenges Anti-Tabak-Gesetz in Mexiko Überall herrscht Rauchverbot
Seit Mitte Januar darf in Mexiko legal nicht mehr unter freiem Himmel geraucht werden. Tabakwerbung ist nach der strikten Gesetzgebung komplett verboten. Und Tabakprodukte dürfen in Läden nicht mehr sichtbar ausgestellt werden.
Ein großes, leeres Plastikregal hängt direkt hinter der Kasse des kleinen Eckladens in Mexiko-Stadt. Die Kioske, Tienditas, wie sie hier heißen, machen im Schnitt ein Viertel ihres Umsatzes mit Zigaretten. Verkaufen dürfen sie die immer noch, aber unter der Ladentheke, nur einen Zettel mit Produkten und Preisen dürfen sie auslegen.
Denn Mexikos neues Anti-Tabak-Gesetz verbietet das Bewerben von Tabakprodukten in jeder Form, auf Plakaten, im Kino, im Internet, auch in Geschäften. Und: Orte, wo noch geraucht werden darf, werden drastisch eingeschränkt.
"Für Nichtraucher ist das sicherlich positiv, wir Raucher aber werden zunehmend aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Wir dürfen nicht mal mehr auf den Freiflächen der Universität rauchen. Das ist ein Problem, gerade in den stressigen Examenszeiten," findet Cristian Valle, ein 26-jähriger Biotechnologiestudent.
Gesundheit der Jugendlichen schützen
Rauchverbot herrscht nun in Schulen, Einkaufszentren, Stadien, am Arbeitsplatz. Gady Zabicky, Vorsitzender der Nationalen Kommission für Suchtfragen, erklärt, warum das neue Gesetz nötig ist: "Unser Interesse als Regierung ist es, die Gesundheit der Mexikanerinnen und Mexikaner zu schützen. Vor allem der Jugendlichen, die ins Visier der Tabakindustrie geraten sind."
Auch Raucher wie Cristian finden es gut, Kinder und Jugendliche zu schützen. Aber das Gesetz bringt einige Probleme mit sich. Zum Beispiel das Rauchverbot in der Gastronomie, auch dort, wo es Freiluftbereiche gibt. Der "Jardín Juarez" von Betreiber Jorge Escoto ist ein Biergarten und füllt sich insbesondere am Wochenende, dann gibt es auch Livemusik.
Kontrolle erfordert Personal
Escoto klagt: "Unsere Bar ist komplett unter freiem Himmel, früher konnte man hier rauchen. Nun müssen wir mehr Personal aufbringen, das aufpasst. Für die Einlasskontrolle, weil nun Kunden zum Rauchen rausgehen und wieder reinkommen, und weil mehr Leute auf dem Bürgersteig stehen."
Auch im öffentlichen Raum darf nun kaum noch geraucht werden: an Stränden, in öffentlichen Parks, auf belebten Straßen. Bei Zuwiderhandlung drohen drakonische Geldstrafen, ersatzweise 36 Stunden Gefängnis. Was eine belebte Straße oder Menschengruppe ist, entscheidet am Ende die Polizei. Und die ist in Mexiko dafür berüchtigt, gegen Geld wegzuschauen.
Tabakindustrie will vor Gericht ziehen
Raucherinnen und Raucher tauschen derweil Tipps aus: Beim Rauchen auf der Straße am besten in Bewegung bleiben. Während die Tabakindustrie nun vor das Verfassungsgericht ziehen will, begrüßt die Weltgesundheitsorganisation Mexikos neues Anti-Tabak-Gesetz.