Milliardenprogramm geplant Kanada will Indigene entschädigen
Bis zu 28 Milliarden Euro will die kanadische Regierung für eine Sozialreform und Entschädigungszahlungen aufbringen. Damit sollen Indigene für jahrzehntelanges staatliches Versagen entschädigt werden.
Kanada möchte Kinder indigener Familien für die jahrzehntelang zu geringe finanzielle Unterstützung entschädigen. Die Regierung in Ottawa werde bis zu 40 Milliarden kanadische Dollar (etwa 28 Milliarden Euro) dafür einplanen, sagte der für Indigene zuständige Minister Marc Miller der Nachrichtenagentur Canadian Press.
Ein historisches Urteil
Etwa die Hälfte dieser Summe solle in langfristig angelegte Reformen des entsprechenden Sozialsystems fließen und die andere in Entschädigungszahlungen, so Miller. Mit der Summe will die Regierung einen Rechtsstreit beilegen.
In einem historischen Urteil hatte Kanadas Gericht für Menschenrechte festgestellt, dass indigene Kinder unter der unzureichenden Finanzierung der Kinder- und Familiendienste in ihren Gemeinden durch die Regierung zu leiden hatten, was zur Trennung von Familien geführt habe. "Dies sind 30 Jahre Kosten des Versagens - und diese Kosten sind hoch", sagte Miller weiter.
Kinder in Massengräbern beigesetzt
Kanadas Regierung steht nach dem Fund Hunderter Leichen indigener Kinder in anonymen Massengräbern in der Nähe früherer und meist von der katholischen Kirche geführter Internate ohnehin unter großem Druck.
Indigene Kinder waren oft von ihren Familien getrennt worden, um sie in diesen Schulen zur Anpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. In den Heimen kam es auch zu Misshandlungen und sexueller Gewalt. Die letzten dieser Schulen schlossen erst in den 1990er Jahren.
UN-Menschenrechtsexperten hatten von der Regierung Kanadas und dem Vatikan im Sommer umfassende Aufklärung gefordert. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hatte den Papst aufgefordert, nach Kanada zu kommen und sich zu entschuldigen. Er selbst bat um Verzeihung und ließ die Flaggen an öffentlichen Gebäuden über Monate auf halbmast wehen.
Mit Informationen von Antje Passenheim, ARD-Studio New York