Wärter treten auf einen Insassen ein.

Videoaufnahmen veröffentlicht US-Gefängniswärter prügeln Häftling zu Tode

Stand: 28.12.2024 12:35 Uhr

Aufnahmen aus einem New Yorker Gefängnis zeigen, wie ein schwarzer Häftling von weißen Wärtern brutal verprügelt wird. Kurz darauf wird er für tot erklärt. Der Gewaltexzess befeuert die Debatte über Rassismus im US-Strafvollzug.

Die brutale Misshandlung eines schwarzen Häftlings durch weiße Gefängniswärter im US-Bundesstaat New York befeuert die Debatte über Gewaltexzesse und Rassismus im US-amerikanischen Strafvollzugssystem. Robert Brooks war vor knapp drei Wochen von Strafvollzugsbeamten mit roher Gewalt traktiert und tags darauf für tot erklärt worden. Nun wurden Videoaufnahmen des Vorfalls von New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James veröffentlicht - und lösten breite Empörung aus. 

Die tonlosen Aufnahmen, die laut Justizbehörde von der Körperkamera eines beteiligten Gefängniswärters stammen, zeigen, wie die weißen Männer den mit Handschellen gefesselten Afroamerikaner zunächst aus dem Außenbereich des Gefängnisses in einen Untersuchungsraum tragen und auf eine Liege legen.

Brutale Tritte und Schläge

Zu sehen ist unter anderem, wie der 43-Jährige von einem Uniformierten mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen wird und benommen liegen bleibt. Danach wird er Im Würgegriff hochgezogen. Immer wieder schlagen und treten die Männer auf ihn ein.

Mindestens ein lachender Beamter ist zu sehen, der mit einem Kollegen zu feixen scheint. Brooks leistet in dem Video keinen Widerstand. Was vor und nach den gefilmten Szenen passierte, ist nicht bekannt.

Krankenhaus erklärte Insassen für tot

Brooks wurde Medienberichten zufolge 2017 wegen eines tätlichen Angriffs auf eine Ex-Partnerin verurteilt. Am 9. Dezember - dem Tag der Videoaufnahmen - wurde er in die Justizvollzugsanstalt Marcy im Oneida County verlegt.

Am nächsten Morgen wurde Brooks in einem örtlichen Krankenhaus für tot erklärt. Das offizielle Obduktionsergebnis steht den Ermittlungsbehörden zufolge noch aus. Erste Untersuchungen hätten jedoch ergeben, dass der 43-Jährige vermutlich infolge von Hals- und Nackenverletzungen sowie Gewalteinwirkung von außen gestorben sei, hieß es. Mutmaßliche Todesursache: Er erstickte.

Wärter und Pflegekraft entlassen

Gouverneurin Kathy Hochul teilte in einer Stellungnahme mit, sie sei entsetzt und schockiert von der "sinnlosen Tötung" des Häftlings - und habe die Entlassung von 13 JVA-Beamten und einer medizinischen Pflegekraft angeordnet.

Eine Anwältin der Hinterbliebenen prangerte an, Brooks sei "gewaltsam zu Tode geprügelt worden von Beamten, deren Job es war, seine Sicherheit zu gewährleisten". Die Gewerkschaft der Strafvollzugsbediensteten zeigte sich fassungslos angesichts der dokumentierten Gewalt, die zuständige Aufsichtsbehörde kündigte institutionelle Reformen an.

Misshandlungen und Rassismus laut Untersuchungsbericht Alltag

Bürgerrechtsgruppen wie die American Civil Liberties Union (ACLU) forderten energische Schritte gegen die Kultur der Gewalt und Verantwortungslosigkeit in New Yorker Gefängnissen.

Ein unabhängiger Untersuchungsbericht der Correctional Association of New York (CANY) hielt im Oktober 2022 fest, dass Misshandlungen durch Gefängniswärter und rassistische Diskriminierung in der Haftanstalt Marcy laut Schilderungen von Insassen an der Tagesordnung seien. Der New York Times zufolge sind die meisten Häftlinge Schwarze und Latinos, mehr als 90 Prozent der Bediensteten aber weiß. CANY-Direktorin Jennifer Scaife sagte nach Ansicht der Videoaufnahmen, es sei "einfach nur abstoßend", dass einige Beteiligte auch noch amüsiert wirkten, während Brooks vor ihren Augen zu Tode geprügelt werde.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. Dezember 2024 um 12:24 Uhr.