Abschüsse über Nordamerika Was bislang über die Flugobjekte bekannt ist
Mehrere rätselhafte Flugobjekte sind in den vergangenen Tagen am Himmel über Nordamerika aufgetaucht. Was hat es damit auf sich? Und stehen sie im Zusammenhang mit den kürzlich entdeckten chinesischen Ballons? Was bislang bekannt ist.
Was ist passiert?
In den vergangenen Wochen sind mehrere mysteriöse Flugobjekte über Nordamerika aufgetaucht. Die offenbar unbemannten Objekte waren zum Teil in geringer Höhe unterwegs.
Am Sonntag wurde ein Flugobjekt über dem Huronsee im amerikanisch-kanadische Grenzgebiet abgeschossen. Zwei US-Regierungsbeamte bestätigten den Abschuss. Über das Objekt ist noch nichts bekannt.
Am Freitag wurde ein Objekt mit zylindrischer Form im kanadischen Luftraum gesichtet. Gemeinsam mit den USA entschloss sich die kanadische Regierung am Samstag, das Objekt mit einem amerikanischen F-22-Flugzeug rund 160 Kilometer vor der US-kanadischen Grenze entfernt abzuschießen. "Wir werden versuchen die Trümmerteile zu analysieren, um genauere Informationen zu bekommen", sagte Kanadas Verteidigungsministerin Anita Anand. Das Objekt ging in dem äußerst dünn besiedelten Gebiet Yukon herunter.
Tage zuvor war ein ähnliches Flugobjekt über Alaska aufgetaucht. Die USA erklärten dazu, es habe die Größe eines Kleinwagens gehabt und sei silbergrau. Das Objekt sei weder bemannt noch manövrierfähig gewesen. Als Vorsichtsmaßnahme sei es am Freitag vor der Küste Alaskas - unweit der Grenze zu Kanada - abgeschossen worden, sagte John Kirby, Sprecher des Weißen Hauses. Zudem hieß es, dass die Aktion über "gefrorenem Wasser" und unbewohntem Gebiet stattfand. Das Objekt sei beim Aufprall zerbrochen.
Laut dem US-Senators Chuck Schumer handelt es sich bei den beiden über Kanada und Alaska abgeschossenen Objekten um Ballons. Der nationale Sicherheitsberater von Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, habe ihn darüber informiert, sagte der demokratische Mehrheitsführer dem Sender ABC.
Alaska, USA und Yukon, Kanada mit der Trans Alaska Pipeline und U.S. amerikanischen Militärstützpunkten
Die US-Regierung wollte den genauen Abschussort nicht bestätigen. Indizien deuten aber darauf hin, dass er sich in der Nähe von Deadhorse in Alaska befunden haben soll - unweit der Ölfelder von Prudhoe Bay. Dort befinden sich die größten Ölfelder Nordamerikas, ebenso die Trans-Alaska-Ölpipeline. Im Bundesstaat Alaska liegen zudem neun Basen des US-Militärs sowie wichtige Teile des US-Raketenabwehrsystems, berichtet unter anderem der britische "Independent".
Was hat es mit den zuvor gesichteten Ballons auf sich?
Fest steht, dass die "zylindrischen" Flugobjekte nicht die ersten verdächtigen Objekte sind, die seit Jahresbeginn über Nord- und auch Lateinamerika gesichtet wurden.
Für mehrere Tage schwebte Ende Januar ein Ballon über den USA. Menschen in mehreren Bundesstaaten konnten ihn mit bloßem Auge sehen. Der Ballon war jedoch - im Vergleich zum am Freitag abgeschossenen Flugobjekt - mit letztlich 18 Kilometern in einer viel größeren Höhe unterwegs. Auch bei dem Ballon entschloss sich US-Präsident Joe Biden zum Abschuss. Die Trümmerteile wurden geborgen und analysiert.
Die Gondel des Ballons soll eine Größe von etwa zwei bis drei Bussen gehabt haben. Laut US-amerikanischen Angaben handelte es sich mutmaßlich um einen chinesischen Spionageballon. Die chinesische Regierung bestreitet das und spricht dagegen von einem zivilen Ballon, der für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt werde. Das Flugobjekt sei durch höhere Gewalt vom Kurs abgekommen und unbeabsichtigt in den US-Luftraum eingedrungen. Der Abschuss sei eine Überreaktion.
Ein weiterer Ballon schwebte über Kolumbien, Venezuela und Costa Rica. Die chinesische Botschaft habe sich für den Vorfall entschuldigt und erklärt, dass der Ballon für wissenschaftliche Forschungen, vor allem Wetterstudien, eingesetzt wurde, teilte das costa-ricanische Außenministerium mit.
Was unterscheidet die Ballons von anderen Objekten?
Die am Freitag, Samstag und Sonntag abgeschossenen Objekte waren viel kleiner als der Ballon. Zudem war der Ballon mit 18 Kilometern deutlich höher unterwegs.
Das zylindrische Flugobjekt vom Freitag flog mit zwölf Kilometern Höhe deutlich tiefer. Die Höhe entspricht in etwa der Flughöhe von Passagierflugzeugen.
Bei den Objekten, die zwischen Freitag und Sonntag abgeschossen wurden, ist noch unklar, woher sie stammen. Es gebe bislang keine Hinweise, dass das über Alaska abgeschossene Objekt aus China kommt, schreibt die "New York Times" unter Berufung auf mehrere offizielle Quellen. Auch die kanadische Verteidigungsministerin Anand sagte, es sei zu früh, um darüber zu spekulieren. Das über Kanada abgeschossene Objekt sei möglicherweise dem Ballon ähnlich, der in South Carolina abgeschossen wurde - auch wenn es eine andere Größe und Form aufweise.
Der mutmaßliche Spionageballon wurde vor der Küste von Myrtle Beach in South Carolina in den USA geborgen.
Warum werden gerade so viele Objekte gesichtet?
In Nordamerika ist das Bewusstsein für die mögliche Gefahr durch unbekannte Flugobjekte gestiegen. "Wir hatten letzte Woche den Vorfall mit dem abgeschossenen chinesischen Spionageballon", erklärte Cedric Leighton, ehemaliger Oberst der Luftwaffe beim Sender CNN. "Und jetzt sehen wir diese ganzen anderen Objekte." Das Luftverteidigungskommando sei sehr sensibel geworden für alles, was nur ein bisschen wie ein ungewöhnliches Objekt am Himmel aussehe.
Auch die Zahl der mutmaßlichen UFO-Sichtungen ist in den USA gestiegen. 510 nicht-identifizierte Flugobjekte, viele davon in militärisch sensiblem Luftraum, sind nach einem Bericht der US-Regierung bislang gemeldet worden. Zu den Objekten gibt es demnach 144 zuvor bereits bekannte und 366 neue Berichte. Weiterhin gebe es keinen Beleg für außerirdisches Leben, hieß es.
Im vergangenen Jahr schuf das Verteidigungsministerium eine Einrichtung, das All-domain Anomaly Resolution Office (AARO), die dem ausschließlichen Zweck dient, Berichte über nicht-identifizierte Phänomene zu empfangen und zu analysieren. Viele der Meldungen wurden von Militärpiloten eingereicht. Das Büro arbeitet mit den Geheimdiensten zusammen, um die Zwischenfälle weitergehend zu bewerten.