Jahrestag der Proteste Festnahmen bei Krawallen in Chile
In Chile haben Demonstrierende ihrem Ärger über soziale Ungleichheit und schleppende Reformen Luft gemacht. Etwa 50 Menschen wurden festgenommen. In der Hauptstadt Santiago kam es zu Ausschreitungen.
Drei Jahre nach dem Beginn größerer Proteste in Chile ist es in der Hauptstadt Santiago zu Unruhen gekommen. Demonstrierende errichteten brennende Barrikaden und lieferten sich Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften. 25.000 Polizisten versuchten die Proteste einzudämmen - auch mit Wasserwerfern und Tränengas.
Landesweit beteiligten sich ungefähr 2300 Menschen an den Protesten und damit deutlich weniger als an den Jahrestagen zuvor. Nach Angaben des Innenministeriums gab es rund 50 Festnahmen. 13 Polizisten seien verletzt worden, rund 700 Menschen hätten sich Straftaten zu Schulden kommen lassen. Zwei Busse wurden laut Polizei gestohlen, ein Lastwagen wurde in Brand gesetzt.
Wut über fehlende Sozialreformen
Die Demonstrierenden kritisieren, dass zu wenig gegen Ausbeutung und soziale Ungleichheit in Chile getan werde. Der linksgerichtete Präsident Gabriel Boric, ein ehemaliger Studentenführer, rief seine Landsleute zu einem neuen Dialog auf. Er gestand ein, dass seine Regierung noch nicht die Reformen umgesetzt habe, um die "Rechte der Chilenen" zu verbessern.
Bei einem Referendum im vergangenen Monat hatten zwei Drittel der Chilenen den Entwurf für eine neue Verfassung abgelehnt, weil er ihnen zu weit ging.
Proteste setzten Reformprozess in Gang
Am 18. Oktober 2019 hatte in Chile eine massive Protestbewegung eingesetzt, die sich an hohen Fahrpreisen im Nahverkehr entzündet hatte, sich dann aber schnell gegen soziale Missstände und die Regierung richtete. Im Laufe der Unruhen und gewalttätiger Auseinandersetzungen wurden dutzende Menschen getötet.