Nach Flugzeugabsturz in Brasilien Ermittler suchen mit Blackbox nach Ursache
62 Menschen kamen bei dem Flugzeugabsturz am Freitag in Brasilien ums Leben. Nun konnte die Blackbox, also Stimmenrekorder und Flugdatenschreiber, geborgen werden. Experten wollen damit herausfinden, wie es zu dem Absturz kommen konnte.
Nach dem Flugzeugabsturz mit 62 Toten in Brasilien hat die Suche nach der Unglücksursache begonnen. Die Ermittler erhoffen sich nun von der Blackbox der Maschine Hinweise.
Der Staatssekretär für öffentliche Sicherheit in São Paulo, Guilherme Derrite, sagte, der Stimmenrekorder und der Flugdatenschreiber seien geborgen worden und anscheinend in einem guten Zustand.
Bei dem Unglück kamen am Freitag alle Menschen an Bord ums Leben. Bei der Opferzahl gab es erst Unstimmigkeiten: Die Fluggesellschaft teilte zunächst mit, 62 Menschen seien an Bord der Maschine gewesen, korrigierte die Zahl dann aber auf 61. Am Morgen erklärte sie, es seien doch 62 Menschen ums Leben gekommen. Ein Reisender habe nicht auf der ursprünglichen Passagierliste gestanden.
Flugzeug stürzte in Wohngebiet
Die Maschine der Fluggesellschaft Voepass, eine zweimotorige Turboprop vom Typ ATR 72, war auf dem Weg zum internationalen Flughafen von São Paulo in Guarulhos. In der Stadt Vinhedo stürzte das Flugzeug in eine Wohnanlage.
Daten der Plattform Flightradar 24 legen nahe, dass das Flugzeug in weniger als einer Minute um fast 4.000 Höhenmeter absackte. In Videoaufnahmen von Augenzeugen war zu sehen, wie das Flugzeug trudelte und senkrecht in die Tiefe stürzte, bevor es auf dem Boden aufschlug. Anwohner sagten, es habe am Boden keine Verletzten gegeben.
Im kalten Regen des Winters der südlichen Hemisphäre bargen Rettungskräfte die ersten Leichen aus dem Wrack. Einige Bewohner verließen die Anlage, um die Nacht an einem anderen Ort zu verbringen.
Spekulationen um Eisbildung am Flugzeug als Ursache
In örtlichen Medien wurden Experten zitiert, die eine Vereisung als mögliche Absturzursache ansahen. Der brasilianische Luftfahrtexperte Lito Sousa warnte jedoch, dass die Wetterbedingungen allein möglicherweise nicht ausreichten, um den Absturz zu erklären.
"Die Analyse eines Flugzeugabsturzes nur anhand von Bildern kann zu falschen Schlussfolgerungen über die Ursachen führen", sagte Sousa der Nachrichtenagentur AP.
Der Betriebsleiter von Voepass, Marcelo Moura, sagte Reportern am Freitagabend, eine Eisbildung sei zwar vorhergesagt worden, diese habe aber innerhalb eines für das Flugzeug akzeptablen Ausmaßes gelegen. Es würden umweltbedingte und technische Faktoren genauso untersucht wie mögliches menschliches Versagen, um zu klären, wie es zu dem Absturz kam.
Auch Oberstleutnant Carlos Henrique Baldi vom Zentrum für die Untersuchung und Prävention von Flugunfällen der brasilianischen Luftwaffe sagte Reportern, es sei noch zu früh, um Eisbildung als Absturzursache zu bestätigen. Das Zentrum erklärte zuvor, die Piloten des Flugzeugs hätten weder um Hilfe gebeten noch widrige Wetterbedingungen gemeldet.
Spezialisten am Absturzort
Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass die Piloten versucht hätten, Kontakt zu den Fluglotsen der Regionalflughäfen aufzunehmen, sagte der Minister für Häfen und Flughäfen, Silvio Costa Filho. Die brasilianische Bundespolizei leitete nach eigenen Angaben Ermittlungen ein und schickte Spezialisten zum Absturzort.
Das Unglück war das folgenschwerste in der Luftfahrt seit Januar 2023, als in Nepal 72 Menschen an Bord eines Flugzeugs der Yeti Airlines ums Leben gekommen waren. Die Maschine war beim Landeanflug ins Trudeln geraten und abgestürzt. Auch bei diesem Flugzeug handelte es sich um eine ATR 72. Der Abschlussbericht machte einen Pilotenfehler verantwortlich.
Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Der Gouverneur von São Paulo, Tarcísio de Freitas, versprach alle notwendige Unterstützung.