Südamerika Putschversuch in Bolivien gescheitert
In Bolivien hat es offenbar einen Putschversuch gegen die Regierung gegeben. Präsident Arce warnte vor einem Staatsstreich von Teilen des Militärs. Bilder zeigten Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge in La Paz.
Boliviens Präsident Luis Arce hat einen "irregulären Truppenaufmarsch" in La Paz gemeldet und vor einem Putsch des Militärs gewarnt. Aufnahmen des bolivianischen Fernsehens zeigten zwei Panzer und etliche Männer in Militäruniformen auf dem Murillo-Platz vor dem Regierungspalast.
Nach Informationen von ARD-Südamerika-Korrespondent Peter Sonnenberg drang ein Panzer in den Palast ein, verließ diesen aber kurze Zeit später wieder. Die Soldaten sollen sich inzwischen wieder zurückgezogen haben. Staatschef Arce kündigte an, eine neue Militärführung einsetzen zu wollen. Später berief er unter dem Jubel seiner Anhänger neue Befehlshaber an die Spitze von Armee, Marine und Luftwaffe.
Vor Ort war auch der bisherige Armeechef Juan José Zúñiga, der die Rebellion anzuführen schien. "Sicherlich wird es bald ein neues Kabinett von Ministern geben; unser Land, unser Staat kann so nicht weitermachen", erklärte er vor Journalisten auf dem Platz. "Fürs Erste" erkenne er Arce als Oberkommandierenden aber an.
Zúñiga äußerte sich zunächst nicht zur Frage, ob er den Putschversuch anführe. Doch als er auf das Palastgelände gelangte, ergänzte er, dass die Armee versuche, "die Demokratie wiederherzustellen und unsere politischen Gefangenen zu befreien". Der General war einen Tag zuvor erst entlassen worden.
Im Tagesverlauf wurde Zúñiga, dem der Putschversuch vorgeworfen wird, festgenommen. Aufnahmen des Staatsfernsehens zeigten, wie er in ein Polizeifahrzeug gebracht wurde.
Hochrangige Politiker sprechen von Putsch
Auf der Online-Plattform X rief Arce zur Achtung der Demokratie auf. Ex-Präsident Evo Morales verurteilte ebenfalls auf X den Aufmarsch der Truppen und nannte die Vorgänge einen "im Werden begriffenen" Putsch. Arce und Morales gehören zwar derselben sozialistischen Bewegung an, haben sich jedoch eigentlich zerstritten.
Ähnlich äußerte sich das hohe Kabinettsmitglied María Nela Prada. Es handele sich um einen "versuchten Staatsstreich", sagte sie dem lokalen Fernsehsender Red Uno. Doch seien die Menschen in Alarmbereitschaft, um die Demokratie zu verteidigen.
Internationale Besorgnis
Der Vorfall löste umgehend Reaktionen bei anderen Politikern der Region aus. Der mexikanische Präsident Manuel Lopez Obrador sagte, er verurteile diesen Putschversuch auf das Schärfste. Ähnlich äußerten sich Gabriel Boric, der Präsident des benachbarten Chile, der Staatschef von Honduras und ehemalige bolivianische Politiker.
In Bolivien, einem Land mit 12 Millionen Einwohnern, haben sich die Proteste in den letzten Monaten verschärft, weil die Wirtschaft des Landes von einem der am schnellsten wachsenden Länder des Kontinents vor zwei Jahrzehnten zu einem der krisengeschüttelten Länder geworden ist.