Erneut Kämpfe im Sudan Türkisches Transportflugzeug beschossen
Ungeachtet der verlängerten Waffenruhe gehen die Kämpfe im Sudan weiter. In Khartum und Omdurman kam es zu Gefechten und Explosionen. Am Morgen wurde ein türkisches Transportflugzeug beschossen, das Zivilisten evakuieren sollte.
Im umkämpften Sudan ist am Morgen ein türkisches Transportflugzeug des Typs C-130 mit leichten Waffen beschossen worden. Wie das türkische Verteidigungsministerium mitteilte, war die Maschine auf dem Weg zum Militärflughafen Wadi Seidna im Norden der Hauptstadt Khartum, um türkische Staatsbürger zu evakuieren. Das Flugzeug sei trotz des Beschusses sicher gelandet. Es gebe keine Verletzten, das Flugzeug werde auf Schäden hin überprüft.
Zuvor hatten die sudanesischen Streitkräfte den rivalisierenden Paramilitärs der Rapid Support Forces (RSF) vorgeworfen, das Flugzeug beim Landeanflug beschossen zu haben. Die RSF wiesen den Vorwurf als Lüge zurück. Wer für den Beschuss verantwortlich ist, ließ sich bisher nicht unabhängig prüfen. Am Donnerstagabend hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar mitgeteilt, dass die Türkei fünf Flugzeuge zur Evakuierung von Staatsbürgern im Einsatz habe. Er hoffe, dass die Evakuierung bis heute Abend abgeschlossen sei.
Erneut Kämpfe und Explosionen
In der Hauptstadt Karthum und im benachbarten Omdurman kam es erneut zu heftigem Beschuss und Explosionen. Gefechte wurden aus der Gegend um das Militärhauptquartier, den Präsidentenpalast und aus der Nähe des Internationalen Flughafens von Khartum gemeldet. Aus Omdurman berichtete eine Protestgruppe von ständigen Explosionen.
Die beiden Konfliktparteien hatten sich am Donnerstagabend unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens eigentlich auf eine Verlängerung der Waffenruhe um drei weitere Tage verständigt. Die bisherige Feuerpause wäre um Mitternacht ausgelaufen. Sie hatte die Kämpfe nicht völlig gestoppt, aber doch Zehntausenden Zivilisten Gelegenheit gegeben, aus gefährdeten Gebieten zu fliehen.
Weitere Evakuierungen geplant
Ziel der verlängerten Waffenruhe war offenbar auch, die Evakuierung weiterer Ausländer zu ermöglichen. Mehrere Staaten brachten bereits Menschen auf dem Luft- oder Seeweg in Sicherheit. So wurden am Donnerstag mindestens 113 Mitarbeiter verschiedener Hilfsorganisationen aus dem Bundesstaat Nord-Darfur im Westen des Landes ausgeflogen. Sie seien per Flugzeug in den benachbarten Tschad gebracht worden, sagte der Gouverneur von Nord-Darfur, Nimir Mohamed Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur dpa.
Evakuiert wurden unter anderem Mitarbeiter des Welternährungsprogramms, von UNICEF, der UN-Mission im Sudan sowie der Norwegischen Flüchtlingshilfe. Nach Angaben von UNITAMS hatte Frankreich die Evakuierung organisiert.
Pistorius und Baerbock empfangen Helfer der Bundeswehr
Auch Deutschland brachte bereits Zivilisten in Sicherheit. Verteidigungsminister Boris Pistorius und Außenministerin Annalena Baerbock nahmen knapp 400 Mitglieder der Bundeswehr nach dem Rettungseinsatz in Empfang. Die Soldatinnen und Soldaten, überwiegend Fallschirmjäger, flogen am Freitag mit vier Flugzeugen vom Typ A400M von Jordanien aus nach Wunstorf bei Hannover. Pistorius sagte vor der Landung, der Einsatz sei ausgezeichnet gelaufen. Das zeige, "dass die Truppe da ist, wenn man sie braucht", so der SPD-Politiker.
Im Sudan kämpft de-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe des Militärs seit dem 15. April gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. Dieser ist Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe RSF. Die beiden Generäle hatten die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen.
Auswirkungen auch auf Nachbarländer
Die andauernden Kämpfe wirken sich auch auf die afrikanischen Nachbarländer aus. Nach Angaben der Behörden in Ägypten haben 16.000 Menschen aus dem Sudan die Grenze ins Nachbarland überquert.
Zahlen der Internationalen Organisation für Migration zufolge sind bislang mehr als 3500 Menschen nach Eritrea geflüchtet. Die Vereinten Nationen rechnen zudem damit, dass bis zu 270.000 Menschen vor der Gewalt in die Nachbarländer Tschad und Südsudan fliehen könnten.
Konflikte auch in West-Darfur
Kritisch ist die Lage zudem in der Region West-Darfur. Die Armee gab am Donnerstag bekannt, im dem Bundesstaat komme es zu ethnischen Konflikten. Berichten zufolge soll es zu Gewalt zwischen den afrikanischstämmigen Masalit sowie arabischstämmigen Gruppen gekommen sein.
Der Bundesstaat West-Darfur liegt im äußersten Westen des Sudans an der Grenze zum Tschad. Seit Jahrzehnten gibt es in der gesamten Region Darfur immer wieder schwere ethnische Konflikte.