Nach Urteil gegen Oppositionsführer Tote bei gewaltsamen Protesten im Senegal
Im Senegal sind bei Unruhen nach einem Urteil gegen Oppositionsführer Sonko mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Der Politiker muss wegen "Verführung der Jugend" in Haft. Seine Anhänger halten das Verfahren für politisch motiviert.
Im Senegal ist es nach einem Urteil gegen den Oppositionsführer und Präsidentschaftskandidaten Ousmane Sonko zu gewaltsamen Protesten gekommen. Dabei seien mindestens neun Menschen gestorben, sagte Innenminister Antoine Diome in der Nacht im Staatsfernsehen. Die meisten Todesfälle habe es in der Hauptstadt Dakar und in Ziguinchor im Süden des Landes gegeben, wo Sonko Bürgermeister ist.
Der Oppositionspolitiker war am Donnerstag in Abwesenheit wegen "Verführung der Jugend" von einem Gericht in der Hauptstadt Dakar zu zwei Jahren Haft und einer Geldbuße verurteilt worden. Sonko habe demnach die eigene Machtposition dafür genutzt, Sex mit einer Person unter 21 zu haben. Im Februar 2021 hatte die damals 20-jährige Mitarbeiterin eines Massagesalons Anzeige wegen Vergewaltigung gegen den Politiker erstattet. Der Vergewaltigungsvorwurf wurden fallen gelassen.
Oppositionsführer Ousmane Sonko ist bei der Jugend Senegals beliebt. Durch die Verurteilung sind seine Chancen bei der Präsidenschaftskandidatur 2024 nun ungewiss.
Sonko sieht Vorwürfe als politisch motiviert
Sonko bestreitet alle Vorwürfe und hält die Anschuldigungen für politisch motiviert. Auch seine Anhänger kritisieren, das Verfahren sei Teil des Versuchs der Regierung, Sonkos Antritt bei der Präsidentschaftswahl 2024 zu verhindern.
Der Oppositionsführer gilt als größter Herausforderer für Präsident Macky Sall. Das Urteil stellt seine Chancen nun jedoch infrage. "Mit diesem Urteil kann Sonko nicht kandidieren", sagte einer seiner Anwälte unter Berufung auf das senegalesische Wahlgesetz.
Steine, Brände, Barrikaden
Sonkos Partei rief Anhänger auf die Straßen. Nach der Urteilsverkündung bewarfen Demonstranten in Dakar Polizisten mit Steinen und steckten Fahrzeuge in Brand. In manchen Orten wurden Barrikaden errichtet. Die Polizei setzte Tränengas ein. Auch aus weiteren Städten wurden Zusammenstöße gemeldet.
Innenminister Diome sagte, die Nutzung sozialer Medien, die Demonstranten verwendet hätten, um zur Gewalt anzustiften, sei ausgesetzt worden. Dazu zählten Facebook, WhatsApp und Twitter, sagte er.
Sonko war bei der Präsidentschaftswahl 2019 auf den dritten Platz gekommen. Er ist besonders bei der Jugend des Landes beliebt. Bei der Bekanntgabe seines Urteils am Donnerstag war er nicht anwesend.