Nigerianische TikTokerin Mit Sarkasmus gegen Vorurteile
Mit ihren sarkastischen Antworten auf Fragen voller Klischees räumt die nigerianische TikTokerin Charity Ekezie mit Vorurteilen über Afrika auf. Das brachte ihr mehr als eine Million Follower.
Charity Ekezie hat keine Lust mehr auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die keine Ahnung von Afrika haben. Und auf Geschichten, die in Europa oder den USA über den Kontinent kursieren. "Diese Kinder hören jeden Tag, dass wir hier in Afrika nichts haben. Das wird ihnen seit Generationen gesagt. Die Mutter erzählt: Iss dein Essen auf, denk' doch mal an die armen Kinder in Afrika", sagt die TikTokerin.
Diese Erzählungen führten dazu, dass viele respektlos gegenüber Menschen aus Afrika seien. "Und deshalb müssen wir anfangen, uns selbst Gehör zu verschaffen und unsere eigenen Geschichten zu erzählen. Die Anderen können unsere Geschichten nicht für uns erzählen", sagt Ekezie.
"Wir sind immer sarkastisch"
Genau das macht die 31-Jährige auf TikTok. Auf der Social-Media-Plattform teilen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene kurze Videos. Dort könne sie viel tiefgehender und direkter Geschichten aus ihrer Heimat Nigeria erzählen, als Nachrichtensendungen oder Zeitungen das täten, sagt sie. In ihren Videos greift sie Fragen aus den Kommentaren auf, die oft sehr vorurteilsbehaftet sind.
So lautet etwa eine Frage: "Habt ihr Autos in Afrika?" Ekezie antwortet darauf in einem ihrer Videos: "Nein, Autos haben wir nicht. Die ärmeren unter uns schwingen in Lianen von Baum zu Baum, die Reichen können sich Wildtiere als Fortbewegungsmittel leisten. Im Norden reiten sie auf Kamelen, im Süden auf Löwen und Geparden und im Osten auf Elefanten."
Im Hintergrund des Videos zu sehen: ein Auto. Ein Wink mit dem Zaunpfahl - oft Bestandteil ihrer Clips. Genauso wie ihre witzigen Antworten.
Der Humor sei ihr gewissermaßen in die Wiege gelegt worden, sagt sie: "Es gibt etwas, das machen wir Nigerianer einfach gerne: Wir sind immer sarkastisch. Wir lieben es."
Sie erzählt, dass jeder aus ihrer Familie Humor habe. Ihre Tante bat sie beispielsweise, ob sie ihr was besorgen könne. Ekezie habe es geholt und sie dann gefragt: "Soll ich dir das geben?" Die Antwort ihrer Tante: "Nein, leg' es auf meinen Kopf."
Mit Sarkasmus gegen Vorurteile
Mit ihren Videos auf TikTok fing sie im Januar diesen Jahres an, heute folgen ihr dort 1,2 Millionen Menschen. Die Kommentarspalten - voller Smileys. Aber eben nicht nur. Die humorvolle Aufklärungsarbeit kann auch sehr anstrengend und belastend sein, sagt Ekezie. Der Grund: "Ich habe das Gefühl, dass manche Kommentare und Fragen rassistisch motiviert sind. Weil sie glauben, es kann nichts Gutes aus Afrika kommen."
Besonders beunruhige sie, dass viele Fragen von Kindern und Jugendlichen kämen. Das diene ihr aber auch als Antrieb. Ihr Ziel sei es nicht, allen zu sagen, dass Afrika perfekt sei. Sie wolle aufklären und Stereotype brechen:
"Mein Ziel ist es, sie wissen zu lassen, dass wir ganz normale, wesentliche Dinge hier haben und ihre Stereotype zu bekämpfen, Schritt für Schritt. Sie werden lernen: Afrika ist entwickelt, Afrika ist zivilisiert und wir können uns um uns selbst kümmern."
Schritt für Schritt, Charity Ekezie hat noch einen langen Weg vor sich. Aber mit ihrer riesigen Reichweite hat sie sich schon heute Gehör verschafft, um Geschichten aus Afrika selbst erzählen zu können.