In Libyens Hauptstadt Tripolis Tote nach Kämpfen zwischen Milizen
Libyen ist von den wohl schwersten Kämpfen seit Jahresbeginn erschüttert worden. In Tripolis sind nach Angaben eines Gesundheitszentrums 27 Menschen getötet worden. Bewohner konnten ihre Häuser über Stunden nicht verlassen.
Bei Gefechten zwischen rivalisierenden Milizen in der libyschen Hauptstadt Tripolis sind nach Angaben eines Notfallmedizin-Zentrums mindestens 27 Menschen getötet worden. Wie die Nachrichtenagentur AP weiter berichtet, hatten Ärzte am Vorabend noch von vier Toten gesprochen. Mehr als 100 Menschen seien dabei verletzt worden.
Den Berichten zufolge lieferten sich die Sondereinheit für Abschreckung - die Special Deterrence Force - und die 444. Brigade schwere Kämpfe. Viele Bewohner von Tripolis konnten ihre Häuser nicht verlassen. Das Gesundheitsministerium rief die Konfliktparteien auf, zumindest Krankenwagen und Rettungsteams in die betroffenen Gebiete vor allem im Süden der Stadt zu lassen. Auch bat es um die Lieferung von Blutkonserven.
Festnahme des Kommandeurs der 444. Brigade
Die Schießereien brachen Medienberichten zufolge aus, nachdem die Special Deterrence Force am Montag den Kommandeur der 444. Brigade, Mahmud Hamsa, am Flughafen Tripolis festgenommen hatte. Die Luftfahrtorganisation OPS Group teilte mit, wegen der Kämpfe seien zahlreiche Flugzeuge aus Tripolis abgeflogen. Ankommende Maschinen seien nach Misrata umgeleitet worden.
Obwohl die 444. Brigade und die Special Deterrence Force vergangenes Jahr zeitweise zusammen die Übergangsregierung der Nationalen Einheit unterstützten, kam es in diesem Jahr in Tripolis immer wieder zu Zusammenstößen zwischen beiden Gruppierungen. Die jüngsten waren die bislang tödlichsten in Tripolis in diesem Jahr.
UN fordern Ende der Kämpfe
Das ölreiche Libyen ist nach dem Sturz und Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 ins Chaos gestürzt. Seit 2014 bekämpfen sich zwei rivalisierende Regierungen, die sich auf schwerbewaffnete Milizen und ausländische Regierungen stützen. Beide libysche Parlamente verurteilten die Eskalation. Das Abgeordnetenhaus im Osten des Landes machte die rivalisierende Regierung in Tripolis dafür verantwortlich.
Die Botschaften Großbritanniens und der USA riefen zu einer Deeskalation auf. Die Vereinigten Staaten forderten eine "sofortige Deeskalation, um jüngste Fortschritte Libyens hin zu Stabilität und Wahlen zu erhalten", hieß es in einer Erklärung der Botschaft.
Mindestens 27 Tote bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Milizen in der libyschen Hauptstadt Tripolis
Auch die UN-Unterstützungsmission in Libyen erklärte, sie verfolge die Entwicklungen mit Sorge, und forderte ein sofortiges Ende aller Kämpfe. Die Ereignisse hätten auch mögliche Auswirkungen auf Bemühungen, den politischen Prozess voranzubringen und landesweite Wahlen abzuhalten. Diese hatten eigentlich Ende 2021 stattfinden sollen, wurden dann unter anderem wegen eines Streits über rechtliche Grundlagen und zugelassene Kandidaten abgesagt. Ein neuer Termin steht bisher nicht fest.