Militärputsch in Gabun? Soldaten verkünden "Ende des derzeitigen Regimes"
In Gabun haben Soldaten nach eigenen Angaben die Regierung gestürzt. Eine Gruppe hochrangiger Offiziere erklärte, sie habe die Macht in dem afrikanischen Land übernommen. Der EU-Außenbeauftragte Borrell blickt mit Sorge auf die Ereignisse.
Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es offenbar erneut einen Militärputsch. In Gabun verkündete eine Gruppe in einer Fernsehansprache das "Ende des derzeitigen Regimes". Sie erklärten, sie hätten die Macht in dem Land übernommen. Die Gruppe, die sich aus Vertretern der Gendarmerie, der Republikanischen Garde und anderen Teilen der Sicherheitskräfte zusammensetzte, erklärte die Präsidentschaftswahl für ungültig und rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.
Die zwölf Männer kündigten im Sender "Gabon 24" zudem an, "alle Institutionen der Republik" aufzulösen. Die Grenzen des zentralafrikanischen Staates blieben bis auf Weiteres geschlossen.
Schüsse in der Hauptstadt Libreville
Die Militärs begründeten den Schritt mit der "unverantwortlichen, unvorhersehbaren Regierungsführung", die zu einem "kontinuierlichen Verfall des sozialen Zusammenhalts" geführt habe, der das Land "ins Chaos" zu stürzen drohe.
Sie gaben an, für das "Komitee für den Übergang und die Wiederherstellung der Institutionen" zu sprechen. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten von Schüssen in der Hauptstadt Libreville.
Seit Jahrzehnten regiert der Bongo-Clan
In Gabun hatten am Samstag Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattgefunden. Vor der Fernsehansprache der Militärs hatte die Wahlkommission den Sieg des amtierenden, langjährigen Staatschefs Ali Bongo Ondimba verkündet.
Die Wahlen in dem afrikanischen Land gelten als umstritten. Der 64-Jährige Bongo Ondimba hat das Präsidentenamt 2009 von seinem Vater übernommen. Insgesamt regiert der Bongo-Clan das westafrikanische Land schon seit 55 Jahren. Er ist über die Jahrzehnte vor allem durch die Öl- und Gasvorräte in Gabun reich geworden.
Der Außenbeaufragte der EU, Josep Borrell, äußerte sich bei dem EU-Verteidigungsminstertreffen in Toledo mit Sorge : "Wenn sich der Militärputsch bestätigen sollte, würde das die Instabilität in der ganzen Region weiter vergrößern."
Militärregierung im Niger seit Juli
Vor Kurzem hatte es auf dem Kontinent bereits einen Militärputsch gegeben: Ende Juli hatte das Militär die Macht im westafrikanischen Niger übernommen. Der gewählte Präsident Mohamed Bazoum und seine Frau wurden von der Präsidentengarde - einer Eliteeinheit des Militärs - im Präsidentenpalast festgesetzt.
Hinter dem Putsch in Niger steht der Befehlshaber der Garde, General Abdourahmane Tiani. Er erklärte sich zum neuen Machthaber, wenig später setzten die Putschisten die Verfassung des westafrikanischen Landes außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf.