Entschädigungen für Afrika "Wir wollen nur, was uns zusteht"
Kaum ein Kontinent leidet so stark unter den Folgen des Klimawandels wie Afrika - und hat dabei im weltweiten Vergleich so wenig dazu beigetragen. Afrikanische Politiker fordern deshalb auf der Klimakonferenz finanzielle Entschädigungen.
Von Antje Diekhans, ARD-Studio Nairobi
Eins will Ugandas Umweltministerin bei der Klimakonferenz auf jeden Fall klarstellen. "Wir sind keine Bettler", sagt Beatrice Anywar im britischen Sender BBC. Afrika wolle nur, was ihm zustehe. "Als Kontinent hat für uns Priorität, dass die Verluste und Schäden durch den Klimawandel berücksichtigt werden." Wie viele afrikanische Politiker befürwortet sie einen Fonds für Reparationszahlungen. Einzahlen sollen die Staaten, die hauptverantwortlich für den Klimawandel sind. Profitieren sollen die Länder, die am meisten unter den Folgen leiden.
Denn der Klimawandel werde vor allem von den "reichen Luftverschmutzern" verursacht, sagt Mohamed Adow, der Gründer von Power Shift Africa. Seine Organisation mit Sitz in Nairobi will Aktionen gegen den Klimawandel vorantreiben. Er rechnet vor: "Auf dem afrikanischen Kontinent leben mehr als 17 Prozent der Weltbevölkerung. Aber wir sind für weniger als vier Prozent der Emissionen verantwortlich."
Gleichzeitig leide Afrika am meisten unter den Folgen des Klimawandels. "Wir haben die westlichen Länder auf diese Weise subventioniert", sagt Mohamed Adow. "Sie konnten sich entwickeln, ohne die Folgen dafür tragen zu müssen."
Afrika profitiert kaum von Klima-Kompensationen
Viele der afrikanischen Staaten fühlen sich im Stich gelassen. Schon auf dem Klimagipfel in Kopenhagen vor 13 Jahren wurde beschlossen, dass ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar an Entwicklungsländer fließen sollen, um die Folgen des Klimawandels zu kompensieren. Gezahlt wurden bislang etwas mehr als 80 Milliarden Dollar. Afrika hat davon nur ein Viertel erhalten - vor allem asiatische Länder profitierten von den Zahlungen.
Kenias Präsident William Ruto fordert deshalb auf der Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh, dass die "Verzögerungstaktiken" der Verursacher des Klimawandels endlich aufhören müssten. Schätzungen zufolge werde Afrika ab voraussichtlich 2050 jedes Jahr 50 Milliarden Dollar durch den Klimawandel verlieren. "Das Horn von Afrika macht schon jetzt die schlimmste Dürre seit vier Jahrzehnten durch. Darunter leiden Millionen Menschen."
Fortschritt durch fossile Brennstoffe?
Strittig ist auf der Klimakonferenz, inwieweit afrikanische Staaten ihre Vorkommen von fossilen Brennstoffen ausbeuten sollen, statt auf erneuerbare Energien zu setzen. Uganda zum Beispiel will künftig Öl fördern und plant dafür eine 1400 Kilometer lange Pipeline zu einem Hafen in Tansania.
Die Europäische Union kritisiert das Projekt und verweist auf die Umweltzerstörung. Doch Beatrice Anywar, Ugandas Umweltministerin, argumentiert, dass ihr Land nur versuche, zu anderen aufzuschließen. "Wir müssen das abwägen. Uns ist bewusst, dass wir den Schutz der Natur nicht vernachlässigen dürfen, wenn wir unsere Industrialisierung vorantreiben." Aber der Fortschritt nutze der Bevölkerung in Uganda.
So argumentieren viele afrikanische Staaten. Sie sehen sich als diejenigen, die bisher einen Großteil der Kosten tragen. Jetzt wollen sie Gerechtigkeit - im Kampf gegen den Klimawandel und bei der wirtschaftlichen Entwicklung.