Terrorwelle in Afghanistans Hauptstadt Angriff auf internationale Helfer in Kabul
Elf Stunden dauerte der Angriff, dann beendeten Spezialkräfte die Attacke auf die internationale Hilfsorganisation Care. Drei Angreifer wurden nach Regierungsangaben getötet. Erst gestern hatte es in Kabul einen schweren Doppelanschlag gegeben.
Nach fast elf quälenden Stunden vermeldete das Innenministerium das Ende der neuen Attacke. Das Ziel der Angreifer war das Haus der internationalen Hilfsorganisation Care im beliebten Stadtteil Shar-e-Nau. Hier gibt es neben Restaurants viele Gästehäuser und Villen, in die sich Organisationen und Helfer eingemietet haben. Hier leben auch reiche Geschäftsleute und einige afghanische Politiker.
Mit dem Aufgang der Sonne waren Schüsse zu hören, die Situation war unübersichtlich, der Anschlagsort weiträumig abgeriegelt. Spezialkräfte waren im Einsatz. Das Terror-Kommando verschanzte sich.
Angriff begann am späten Abend mit einer Bombe
Der Angriff hatte gestern Abend gegen 23 Uhr Ortszeit mit einer lauten Explosion begonnen. Es war der dritte Sprengsatz binnen weniger Stunden. Ein Selbstmordattentäter zündete eine Autobombe, um anderen Angreifern den Weg frei zu sprengen.
Am Morgen lieferten sich die bewaffneten Angreifer offenbar einen Schusswechsel mit afghanischen Sicherheitskräften - nach dem Feuergefecht steigt Rauch auf.
Bereits gestern Nachmittag war Kabul von einem schweren Doppelanschlag erschüttert worden. Bei zwei Bombenexplosionen waren mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen und 110 verletzt worden. Unter den Opfern waren hochrangige Sicherheitskräfte, aber auch viele Zivilisten.
Taliban bekennen sich zu Doppelanschlag
Die Sprengsätze explodierten im Feierabendverkehr in der Nähe des Verteidigungsministeriums, als viele Angestellte ihre Büros verließen. Nachdem die erste Bombe explodiert war, hatte sich ein Selbstmordattentäter mitten unter den herbei eilenden Helfern in die Luft gesprengt, um die Opferzahl zu erhöhen. Die Taliban hatten sich unmittelbar zu der Attacke bekannt.
15 Jahre nach Beginn der internationalen Afghanistan-Mission ist die Hauptstadt im Griff des Terrors. Aus anderen Landesteilen werden heftige Gefechte gemeldet. Zu den besonders umkämpften Provinzen zählt neben Helmand im Süden auch der ehemalige Bundeswehrstandort Kundus im Norden.
Der anhaltende Terror setzt die angeschlagene Regierung von Präsident Ashraf Ghani und Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah unter Druck. Die Regierung lähmt sich durch Machtkämpfe, während in vielen Landesteilen Kämpfe toben. Der afghanische Staat, der durch die westliche Intervention vor 15 Jahren geschaffen wurde, kämpft um sein politisches Überleben.