Migranten an Bord Tote bei Bootsunglück im Ärmelkanal
Vor der englischen Küste ist ein Boot mit bis zu 50 Migranten an Bord verunglückt. Dabei sind nach Regierungsangaben mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Medienberichten zufolge konnten 43 Insassen gerettet werden.
Bei einem Bootsunglück im Ärmelkanal sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Das bestätigte die britische Regierung am Mittag. Der britische Premierminister Rishi Sunak sprach im Parlament von einem "tragischen Verlust von Menschenleben".
In den frühen Morgenstunden war ein Boot mit Migranten an Bord in dem Gewässer zwischen Frankreich und Großbritannien gekentert. 43 Insassen sollen Medienberichten zufolge lebend aus dem kalten Wasser gerettet worden sein.
Nach Informationen von Sky News sollen insgesamt bis zu 50 Migranten an Bord gewesen sein. Auf Bildern, die der Sender veröffentlichte, ist zu sehen, wie Menschen in der Dunkelheit aus einem überfüllten schwarzen Schlauchboot auf ein Rettungsboot umsteigen.
Koordinierte Rettungsaktion
Die Küstenwache koordinierte gemeinsam mit Militär, Polizei und dem Grenzschutz eine Such- und Rettungsmission, bei der mindestens zwei Helikopter sowie britische und französische Rettungsboote im Einsatz waren. Was mit dem verunglückten Boot genau passiert war, ist noch unklar.
Die Suche nach Vermissten werde sich den weiteren Tag über hinziehen, berichtete Sky News unter Berufung auf Insiderquellen. Aufgrund der niedrigen Temperaturen besteht jedoch so gut wie keine Überlebenschance.
"Dass jemand bei diesen Temperaturen diese Reise unternimmt, zeigt, wie verzweifelt die Leute sind", sagte Alex Fraser vom britischen Roten Kreuz. "Niemand setzt sein Leben aufs Spiel, wenn er nicht das Gefühl hat, dass es keine andere Option gibt."
Zehntausende wagten Überfahrt
Tausende Migranten wagten bereits die gefährliche Überfahrt in Richtung Vereinigtes Königreich - bis Mitte November allein in diesem Jahr laut britischem Verteidigungsministerium etwa 40.000. Es ist nicht das erste Mal, dass der Ärmelkanal dabei zur Todesfalle wird. Vor gut einem Jahr waren bei einem Bootsunglück im Ärmelkanal etwa 30 Menschen ums Leben gekommen.
Sunak will härter gegen illegale Migration vorgehen
Der konservativen Regierung in London sind die Überfahrten ein Dorn im Auge. Sie will die Migranten mit radikalen Maßnahmen abschrecken. Der britische Premierminister Rishi Sunak hatte erst am Dienstag Pläne öffentlich gemacht, wie er härter gegen illegale Migration vorgehen will.
Die britische Innenministerin Suella Braverman, die für ihre radikale Linie in Sachen Migration bekannt ist, schrieb auf Twitter, sie sei mit ihren Gedanken bei allen Betroffenen. Sie werde über den "erschütternden Vorfall" auf dem Laufenden gehalten und die Behörden seien dabei, die Situation aufzuklären. Braverman kündigte eine Stellungnahme im Unterhaus an.
"Durch eine feindselige Politik der Regierung verursacht"
Tim Naoir Hilton, Chef der Flüchtlingshilfsorganisation Refugee Action, betonte, das Unglück sei "durch eine feindselige Politik der Regierung verursacht, die dafür geschaffen ist, Menschen aus dem Land zu halten anstatt ihnen Sicherheit zu geben."
Die Kontrolle darüber zu gewinnen, wer unter welchen Bedingungen ins Land kommt, war eines der zentralen Versprechen des Brexits. Tatsächlich ist dies nach dem EU-Austritt für die Briten noch schwieriger geworden, da sie nicht mehr Teil der EU-weiten Regelungen für die Zuständigkeit von Asylverfahren sind.