Tote und Verletzte Neue Gewalt zwischen Kopten und Muslimen in Ägypten
In der ägyptischen Hauptstadt ist es erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen koptischen Christen und Moslems gekommen. Mindestens zwölf Menschen kamen dabei ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Anlass waren Gerüchte über die Festsetzung einer zum Islam konvertierten Christin.
Bei Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen in Kairo sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Dutzende Menschen wurden verletzt, wie der Privatsender ONTV unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete.
Auslöser der Gewalt waren Gerüchte, eine erst kürzlich vom Christentum zum Islam konvertierte Frau werde in einer Kirche gegen ihren Willen festgehalten. Augenzeugenberichten zufolge strömten Hunderte Muslime vor die Kirche im Viertel Imbaba und forderten die Freilassung der Frau. Das Gotteshaus wurde von einer Menge Kopten geschützt. Bei der Auseinandersetzung fielen demnach Schüsse, auch von Hausdächern aus sei geschossen worden. Islamisten warfen Brandbomben auf die Kirche, deren Fassade in Brand geriet.
Bei den Auseinandersetzungen wurde auch diese Kirche in Brand gesteckt.
Gewalt verbreitet sich in weitere Wohnviertel
Die Gewalt griff auch auf umliegende Straßen über, Wohnhäuser in der Nähe der Kirche gerieten laut Augenzeugen ebenfalls in Brand. Die Menge rief Parolen wie "Mit unseren Seelen und unserem Blut verteidigen wir dich, Islam". Das ägyptische Fernsehen berichtete, Streitkräfte und Polizei versuchten, die Ausschreitungen zu beenden. Dabei setzten sie Augenzeugen zufolge Tränengas ein und gaben Schüsse in die Luft ab.
In anderen Berichten ist auch die Rede davon, die festgehaltene Frau habe einen Muslim heiraten wollen. Ehen zwischen Angehörigen der muslimischen Mehrheit und der koptischen Minderheit sind in Ägypten tabu. Heiratet eine Christin einen Muslimen, wird sie aus der Kirche ausgeschlossen. Weil Ehescheidungen in der Koptischen Kirche weitgehend verboten sind, versuchen manche trennungswillige Frauen, als Ausweg aus ihrer Ehe zu konvertieren.
Zwischen Muslimen und Christen ist es in Ägypten in den vergangenen Monaten immer wieder zu Gewalttaten gekommen. In der Silvesternacht kostete ein Bombenanschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria mehr als 20 Menschen das Leben. Rund zehn Prozent der 80 Millionen Ägypten sind koptische Christen. Viele von ihnen fühlen sich von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit benachteiligt.