Sparzwang beim Fahrdienstvermittler Uber gibt Roboterauto-Entwicklung ab

Stand: 08.12.2020 09:55 Uhr

Der Fahrer sei der größte Kostenpunkt, behauptete einst der Mitgründer und langjährige Uber-Chef Kalanick. Offenbar sind Roboterwagen auch nicht billig: Aus Kostengründen verkauft der Fahrdienstvermittler die Entwicklungssparte.

Der Fahrdienst-Vermittler Uber gibt die kostspielige Entwicklung eigener Technologie für selbstfahrende Autos auf. Die Abteilung wird vom Roboterwagen-Start-up Aurora übernommen, wie die Unternehmen mitteilten. Insidern zufolge wird die Uber-Sparte ATG bei dem Geschäft mit vier Milliarden Dollar bewertet. Ganz aus dem Geschäft ist Uber aber nicht: Das Unternehmen investiert 400 Millionen Dollar in Aurora, das als strategischer Partner Zugang zur Uber-Plattform bekommt.

Kritik an Arbeitsbedingungen

Die Entwicklung eigener Technologie zum autonomen Fahren war vom Uber-Mitgründer und langjährigen Chef Travis Kalanick forciert worden. Er sah darin die Möglichkeit, Kosten zu sparen, wenn Computer Menschen am Steuer ersetzen. Uber ist wiederholt für miserable Arbeitsbedingungen und geringe Löhne kristisiert worde. Es kam zu Protesten und Streiks von frustrierten Uber-Fahrern.

Der Ex-Boss Kalanick war davon überzeugt, dass in Zukunft der Wettbewerb zwischen Robotaxi-Diensten laufen würde und Uber nur mit hauseigener Technologie sein Schicksal selber bestimmen könne. Das muss man sich leisten können.

Milliardenverluste - nicht nur wegen Corona

Denn dazu braucht Uber Kapital und muss Gewinne machen. Davon ist der Konzern derzeit weit entfernt. Allein im abgelaufenen dritten Quartal fiel auch wegen der Corona-Pandemie ein Verlust von 1,1 Milliarden Dollar an. Allerdings schreibt Uber nicht erst seit dieser Krise tiefrote Zahlen. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum war der Verlust wegen enorm hoher Investitionen und Kosten sogar noch etwas höher ausgefallen.

Irgendwann geht selbst Uber das Geld aus. Dabei wurde der Fahrdienstvermittler vor allem vor dem Börsengang von Investoren in der Hoffnung auf lukrative Monopol-Renditen mit Kapital sehr großzügig ausgestattet. Der seit August 2017 amtierende Uber-Chef Dara Khosrowshahi hatte deshalb bereits diverse Sparmaßnahmen ergriffen, dabei die Entwicklung der Roboterwagen-Technik jedoch bisher verschont.

Ein Todesfall bei Ubers Programm

Auf das Konto von Ubers Programm geht der bisher einzige tödliche Unfall mit einem Roboterwagen. Im März 2018 erfasste eines der Uber-Fahrzeuge bei einer nächtlichen Testfahrt in Tempe im US-Bundesstaat Arizona eine Frau, die die mehrspurige Fahrbahn überquerte und dabei ein Fahrrad neben sich schob.

Nach Erkenntnissen von Unfallermittlern konnte die Uber-Software zunächst nicht einordnen, was sie sah. Zudem war die Sicherheitsfahrerin am Steuer abgelenkt und Uber hatte die automatischen Bremssysteme des umgebauten Serienfahrzeugs deaktiviert.

Auch Amazon, Apple und Google machen mit

Aktuell arbeiten Autokonzerne, Branchenzulieferer, zahlreiche Start-ups sowie Technologie-Schwergewichte wie die Google-Mutter Alphabet und Apple an Technologie zum autonomen Fahren. In der Branche wird mit Kooperation und einer Bereinigung des Marktes gerechnet. Schon vor dem Ausstieg von Uber gab es Schritte in diese Richtung wie die Übernahme des Start-ups Zoox durch Amazon.

Die Google-Schwesterfirma Waymo gilt als besonders weit bei der Entwicklung von Technologie zum autonomen Fahren. Neben dem Aufbau eines eigenen Robotaxi-Dienstes will Waymo auch Autobauer wie etwa Fiat Chrysler mit Technik zum autonomen Fahren versorgen.

Unlängst äußerte sich Volkswagen-Chef Herbert Diess zum Thema. Er erwartet, dass autonom fahrende Autos schon in wenigen Jahren marktreif sind.