Justiz Turonen-Prozess: Langjährige Haftstrafen für Neonazi-Rocker

15. März 2024, 12:51 Uhr

Das Landgericht Gera hat im sogenannten Turonen-Prozess hohe Haftstrafen verhängt: Die beiden angeklagten Neonazi-Rocker wurden zu neun und zwölf Jahren Haft verurteilt. Sie wurden für schuldig befunden, über Monate hinweg in der Region Saalfeld/ Rudolstadt mit Drogen gehandelt zu haben.

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Das Landgericht Gera hat im sogenannten Turonenprozess zwei Männer zu Haftstrafen von neun und zwölf Jahren Haft verurteilt. Dem Urteil zufolge haben die Neonazi-Rocker über Monate hinweg die Region Saalfeld/ Rudolstadt mit großen Mengen Crystal und Kokain versorgt. Wegen des hohen Suchtpotenzials der Drogen seien die Strafen hoch ausgefallen, so das Landgericht.

Ermittler entschlüsseln Kryptohandys

Die Staatsanwaltschaft hatte 14 beziehungsweise zwölf Jahre Gefängnis gefordert. Dagegen plädierte die Verteidigung für Freisprüche. Der Prozess hatte bereits im Juni 2023 begonnen.

Die Verurteilten hatten ihre Geschäfte über verschlüsselte Kryptohandys abgewickelt. Durch die Entschlüsselung dieser Handys waren die Ermittler auf die Spur der nun Verurteilten gestoßen. Ein bandenmäßiges Handeln konnte ihnen jedoch nicht nachgewiesen werden. Das Urteil ist laut einem Gerichtssprecher noch nicht rechtskräftig.

"Turonen" orientierten sich an Rockerclubs

Die beiden Verurteilten im Alter von 40 und 35 Jahren waren Mitglieder der 2015 gegründeten und 2021 zerschlagenen rechtsextremen Bande "Turonen". Diese "Bruderschaft" orientierte sich an den Rockerclubs mit einer strengen Hierarchie, Insignien und militärisch anmutenden Rängen. Anfangs organisierten die Neonazi-Rocker Rechtsrockkonzerte wie in Themar, zu denen bis zu 6.000 Besucher kamen.

Später verkauften die Neonazis Drogen in Thüringen. Bereits 2023 waren Mitglieder und Unterstützer der "Bruderschaft" in Erfurt vor dem Landgericht Erfurt zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.

Bruderschaft gilt als "zerschlagen"

Der ältere der jetzt Verurteilten war einer der beiden Chefs der Gruppierung. Er hat laut Staatsanwaltschaft aus dem Hintergrund heraus die Drogengeschäfte organisiert. Dafür soll er auch eine Bande im Raum Apolda genutzt haben, die von einem "Turonen" geführt wurde. Auch die Mitglieder dieser Drogenbande wurden bereits verurteilt.

Bereits im Februar 2021 hatten das Thüringer Landeskriminalamt und die auf die Bekämpfung der organisierten Kriminalität spezialisierte Staatsanwaltschaft Gera die "Bruderschaft" zerschlagen. In einer zweiten Verhaftungswelle im Juni 2022 wurden die nun Angeklagten festgenommen. Sie sollen mit vor allem mit Crystal, Kokain und Marihuana, aber auch mit Waffen gehandelt haben.

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MDR (ahem/cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 14. März 2024 | 19:00 Uhr

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