Landesparteitag Linke beschließt Wahlprogramm und setzt auf mehr Sozialstaat

17. März 2024, 14:33 Uhr

Die Thüringer Linke will bei der Landtagswahl vor allem mit zwei Faktoren punkten: mit Ministerpräsident Bodo Ramelow und mit einem Regierungsprogramm, das unter anderem ein drittes beitragsfreies Kita-Jahr und ein thüringenweit gültiges 28-Euro-Nahverkehrsticket für junge Leute verspricht. Die Koalition mit SPD und Grünen solle fortgesetzt werden, hieß es am Wochenende auf dem Landesparteitag in Ilmenau.

Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell-App.

Die Thüringer Linke setzt in ihrem Programm zur bevorstehenden Landtagswahl auf den Ausbau des Sozialstaats. Das 85 Seiten starke Programm wurde am Sonntag auf dem Landesparteitag in Ilmenau mit einigen Änderungen von den etwa 140 Delegierten einstimmig beschlossen. 

Dem Programm zufolge will sich die Partei auf Bundesebene für eine Kindergrundsicherung und einen höheren Mindestlohn einsetzen. In Thüringen soll auch das dritte Kindergartenjahr beitragsfrei bleiben, langfristig sollen alle Bildungsangebote kostenlos sein.

Delegierte stimmen bei einem Parteitag mit erhobenen Karten ab.
Die Linke hat auf dem Landesparteitag in Ilmenau ihr Wahlprogramm beschlossen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

Landesweites 28-Euro-Ticket für den Nahverkehr

Für junge Menschen soll ein landesweites 28-Euro-Ticket für den Nahverkehr eingeführt werden. Weiterhin sieht das Programm vor, eine Landes-Wohnungsbaugesellschaft zu gründen, die in den kommenden 15 Jahren 10.000 Wohnungen mit Sozialbindung bauen soll.

Ein weiteres Ziel ist die Gründung einer Landeswohnungsbaugesellschaft. Sie soll 100 Millionen Euro Startkapital bekommen, in einem ersten Schritt 1.500 Wohnungen bauen oder sanieren und mit Sozialbindung anbieten.

Ramelow kritisiert Verhalten der CDU im Landtag

Zuvor hatte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow die CDU scharf kritisiert. Die Unionsfraktion im Landtag blockiere "aus eigennützigen Motiven" etwa eine Reform der Landesverfassung. Zudem betreibe die Union Populismus auf dem Rücken von Flüchtlingen, sagte Ramelow. Hintergrund ist, dass die CDU für Flüchtlinge eine Pflicht zu gemeinnütziger Arbeit fordert.

Ramelow sagte am Sonntag in Ilmenau, nach der Landtagswahl am 1. September müsse die derzeitige rot-rot-grüne Regierungskoalition unbedingt wieder eine eigene Mehrheit haben. Derzeit ist die Regierungskoalition auf Stimmen der Opposition angewiesen.

Angesichts der bevorstehenden Landtagswahl sprach Ramelow den rund 140 Delegierten Mut zu. Die derzeit schlechten Umfragewerte von 15 bis 17 Prozent seien eine "Herausforderung". Im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der GdL stellte sich Ramelow auf die Seite der Lokführer-Gewerkschaft. Deren Forderung nach einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich bezeichnete Ramelow als "zeitgemäß".

 Bodo Ramelow (Linke), Thüringer Ministerpräsident, spricht beim Landesparteitag der Linken Thüringen in der Festhalle. Auf dem zweitägigen Landesparteitag will die Partei ein Regierungsprogramm 2024-2029 beraten und beschlieߟen.
Bodo Ramelow beim Landesparteitag der Linken am Sonntag in der Festhalle in Ilmenau. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

Thüringer Linke setzt auf Bodo Ramelow

Schon am Samstag hatte auch Parteivorsitzende Ulrike Grosse-Röthig auf dem Parteitag in Ilmenau den Anspruch auf zukünftige Regierungsbeteiligung betont: "Wir wollen nach dem 1. September weiterhin mit Bodo Ramelow als Ministerpräsident Garant für ein weltoffenes, demokratisches und soziales Thüringen sein."

Sie plädierte für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit SPD und Grünen: "Uns als Rot-Rot-Grün verbindet politisch mehr als mit anderen Parteien."

Die Dreierkoalition regiert Thüringen mit einer kurzen Unterbrechung seit fast zehn Jahren, seit 2020 hat sie keine Mehrheit mehr im Landtag.

Ein Mann und eine Frau vor einer Bühne.
Dass in den vergangenen Monaten und Jahren für einige Gesetzvorhaben die Stimmen der CDU gebraucht wurden, liegt den beiden Landesvorsitzenden Ulrike Grosse-Röthig und Christian Schaft schwer im Magen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

Der Co-Vorsitzende der Linken, Christian Schaft, forderte die Mitglieder auf, sich von den derzeitigen Umfragewerten nicht entmutigen zu lassen. "Es liegt an uns, dass das keine Wahlergebnisse werden." In Umfragen liegt die Linke nur etwa halb so hoch wie bei der Landtagswahl 2019.

Die CDU kommt in Umfragen derzeit auf 20 und 23 Prozent, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Thüringer AfD auf Werte zwischen 31 und 36 Prozent. 

Ein Mann betrachtet ein Schriftstück.
Die Linke setzt bei der Landtagswahl auf ihren Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und ein Regierungsprogramm, das mehr Staat im Interesse der Schwachen in der Gesellschaft erreichen will. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

BSW nur am Rand interessant 

Die Gründung des Thüringer Landesverbandes des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) spielte auf dem Parteitag nur am Rand eine Rolle. Für die Linke sei BSW inzwischen "eine normale Mitbewerberin im politischen Prozess", sagte Grosse-Röthig. Für das BSW sei es nun aber entscheidend, ihr Verhältnis zur AfD zu klären.

Nachrichten

Menschen an mehreren Tischen bei einer Pressekonferenz 1 min
BSW Landesverband Thüringen gegründet Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min

Zu den beiden Vorsitzenden des thüringer Landesverband vom BSW wurden die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf und der Unternehmer Steffen Schütz gewählt.

Fr 15.03.2024 20:19Uhr 00:23 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/landtagswahl/video-bsw-wagenknecht-thueringen100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nach Angaben von Schaft gibt es inzwischen kaum noch Austritte bei den Linken, weil bisherige Parteimitglieder zum BSW wechseln wollten. Stattdessen gebe es bei der Linken eine Eintrittswelle, wie sie die Partei in Thüringen seit Jahren nicht mehr erlebt habe. 

Mehr zur Landtagswahl in Thüringen

MDR (gh/mm), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. März 2024 | 19:00 Uhr

84 Kommentare

martin vor 5 Wochen

@mdr: O.K. - in Sachen "... nicht im Vermögen ..." stimme ich Ihnen zu. Selbst das hätten die damaligen Regierungen mit oder im eigenen Vermögen nicht geschafft.

unverbesserlicher Realist vor 5 Wochen

Das ist wie jedes linke Wahlprogramm: Ein feuchter Traum vom Geld ausgeben, das man nicht hat, bzw. von anderen mit harter Arbeit erwirtschaftet wurde.

unverbesserlicher Realist vor 5 Wochen

Rechercheauftrag an die Redakteure beim mdr: Ergänzen Sie bitte Ihren Artikel dahingehend, dass neben den geplanten Ausgaben und Transferleistungen auch die Finanzierung dieser Geschenke beschrieben wird. Falls das im Wahlprogramm nicht thematisiert wird, bitte auch diese Information weitergeben.
Beim Geld ausgeben sind Linke und Grüne immer ganz weit vorne mit dabei. Die Kurse Sparen und Haushalten wurden anscheinend nicht belegt.

Mehr aus der Region Gotha - Arnstadt - Ilmenau

Mehr aus Thüringen