Alexander Maaß steht mit einem Grundrissplan vor der freigelegten Fläche. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
Alexander Maaß steht mit einem Grundrissplan vor der freigelegten Fläche. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
Alexander Maaß steht mit einem Grundrissplan vor der freigelegten Fläche. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
AUDIO: Ausgrabungen in Kropp: Archäologen finden Pfahlreste von Häusern (3 Min)

Ausgrabungen in Kropp: "Können unsere Geschichte um 1.000 Jahre vorverlegen"

Stand: 02.06.2023 21:30 Uhr

Mindestens 15 Häuser standen in Kropp am Ochsenweg, der historischen Nord-Süd-Route in Schleswig-Holstein. Das zeigen gut erhaltene Pfahlreste, die Archäologen dort entdeckten, wo ein Gewerbegebiet erweitert werden soll. Ein archäologischer Meilenstein.

von Peer-Axel Kroeske

Ein runder Kreis mit etwas dunklerer Erde ist im Sandboden zu sehen. © NDR Foto: Peer-Axel Kroeske
Mehr als etwas dunkle Erde ist nach 1.600 Jahren von den Holzpfählen nicht übrig.

Es sind nur dunkle Kreise im sandigen Erdboden. Aber es sind viele. 1.370 Pfähle hat das Grabungsteam schon entdeckt. Dabei ist erst ein Drittel der gesamten Fläche untersucht. Auch Grundrisse lassen sich deutlich erkennen. "Es liegt da wie im Bilderbuch," schwärmt Grabungsleiter Alexander Maaß. Er schätzt, dass die Bauten zwischen dem dritten und fünften Jahrhundert nach Christus entstanden. Sieben Langhäuser sind darunter. Bis zu 70 Zentimeter dicken Innenpfosten trugen das Dach, kleinere Pfosten hielten Flechtwerk mit Lehmverputz als Außenwand.

Ihre Arbeit kostet viel Zeit: Jeden zweiten Pfosten graben die Archäologen an. Sie fotografieren und dokumentieren ihn, nehmen Maß, tüten Proben ein. Damit sind die Überreste der alten Bauten ein für alle Mal zerstört. Doch das ist der übliche Weg, wenn eine Fläche bebaut werden soll.

Grundrisse blieben optimal erhalten

Der karge Geestboden wurde offenbar über die Jahrhunderte nur wenig beackert, während anderenorts tiefe Pflugspuren die Überreste alter Siedlungen zerstören. In Kropp hat sich das vielleicht gar nicht gelohnt. "Du bist Kropperbusch noch nich' vorbi", erinnert der stellvertretende Bürgermeister Holger Schwien an einen alten Spruch. Dessen Warnung bezog sich nicht nur auf Wegelagerer. "Der Weg war so schwierig, das ist ja ein Sandweg, und da sind die Ochsen nur sehr schwer vorangekommen," sagt Schwien.

Spuren des alten Ochsenwegs lassen sich ebenfalls erkennen. Bereits am Danewerk wurden alte Spuren nachgewiesen, und nun konnte das Grabungsteam in Kropp sogar Spuren auf einer Länge von 40 Metern freilegen. So umfassend konnten Archäologen das noch nie dokumentieren. Drei Wege verlaufen parallel, und der typische Räderabstand von etwa einem Meter ist gut zu erkennen.

Langhäuser: Links der Stall, rechts die Stube

Aus der Luft sind auf einer Fläche mit Erdboden dunkle Linien zu erkennen, die parallel verlaufen. © Archäologisches Landesamt SH
Links und rechts verlaufen die Spuren des alten Ochsenwegs. Sie müssen älter als 1500 Jahre sein, da ein Haus aus dem 3. bis 5. Jahrhundert später über einer Spur gebaut wurde.

Über die Bewohner von damals ist wenig bekannt. Landwirtschaft haben sie wohl betrieben, denn es gab Stallungen in den Langhäusern. Wer den Eingang in der Mitte betrat, befand sich vielleicht auf einer separaten Diele. So stellt es sich Stefanie Klooß vom Archäologischen Landesamt vor. Links ging es dann in den Stall mit noch erkennbaren Viehboxen, rechts in den Wohnbereich mit Kuppelofen. Möglicherweise waren die Menschen arm, denn auf Güter, die Wohlstand bezeugen, sind die Archäologen bisher nicht gestoßen. Nur ein paar Keramikscherben und Teile einer Spindel fanden sich im Boden.

Die Gemeinde Kropp muss die Ausgrabungen mit mehr als 400.000 Euro finanzieren, doch dafür ist die Ortsgeschichte um ein wichtiges Kapitel reicher. Gerade erst hat Kropp das 750-jährige Bestehen des Dorfes gefeiert, und wie Holger Schwien sagt: "Jetzt sehen wir, dass wir die Geschichte noch um 1.000 Jahre vorverlegen können."

Weitere Informationen
Bei einer Ausgrabung wird mit feinem Werkzeug die Erde abgetragen. © NDR Foto: Sven Jachmann

Archäologische Funde auf zukünftigem Northvolt-Gelände bei Heide

Archäologen haben in Lohe-Rickelshof Gräber und Überreste einer Siedlung entdeckt. Die Funde sind zum Teil 2.000 Jahre alt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 02.06.2023 | 17:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Frühgeschichte

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Forschen am neuen umweltfreundlichen Staßenbelag l.n.r. Till Tatka, Lovis Eichhorn und Jaan Matti Seemann. © NDR Foto: Jens Zachrias

Kieler Schüler entwickeln umweltfreundlichen Straßenbelag

Mit einem Asphalt auf Grundlage von Pflanzenöl treten die Jugendlichen beim Landesfinale von "Jugend forscht" an. mehr

Videos