Zecke, Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus), lauert in der Vegetation.
Kommt ein Mensch vorbei, kann die Zecke sich an ihm festhalten. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Borreliose und FSME Zeckenbiss: Wo in Sachsen-Anhalt die Gefahr lauert

02. Juni 2023, 09:25 Uhr

Zecken haben bei milden Temperaturen ihre Hochzeit, belagern Gräser und Sträucher und lauern auf einen Wirt. Die Blutmahlzeit der Krabbler kann für den Menschen verheerende Folgen haben: Zwei mögliche Infektionskrankheiten drohen. In Sachsen-Anhalt gibt es zwei ausgewiesene Risikogebiete.

Zum Start der Zecken-Saison in Sachsen-Anhalt warnen Experten vor einer Übertragung von Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Wer in der Natur unterwegs sei, solle sich, seine Kinder und gegebenenfalls seine Haustiere anschließend auf Zecken absuchen, rät Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt. "Im Ernstfall ist es wichtig, die Zecke vollständig aus der Haut zu entfernen", so sein Rat.

Drei Regionen mit besonders vielen Borreliose-Fällen

Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) gab es in Sachsen-Anhalt bis Ende Mai 163 Borreliose-Fälle. Die meisten davon (53) wurden für den Landkreis Börde erfasst, gefolgt vom Salzlandkreis (38). Zum Vergleich: Für das Gesamtjahr 2022 wurden in Sachsen-Anhalt 688 Borreliose-Fälle erfasst. Auch hier waren Börde und Salzlandkreis in der Statistik führend.

Wanderröte auf einem Arm
Typisch für Borreliose: kreisrunde Rötung. Bildrechte: imago/Panthermedia

Was ist Borreliose? Borreliose wird durch Bakterien ausgelöst, die durch Zeckenbisse übertragen werden können. Je nach Region sind laut RKI bis zu einem Drittel der Zecken mit dem Erreger, den Borrelien, befallen. Eine Infektion tritt laut Studien nur bei bis zu 6 Prozent der Gestochenen auf. Wiederum nur ein kleiner Teil der Infizierten erkrankt. Symptome, die nur bei bis zu 1,4 Prozent der Fälle auftreten, sind Wanderröte und grippeähnliche Beschwerden. Behandelt werden kann Borreliose mit Antibiotika. Einen Impfstoff gegen Borreliose gibt es nicht. Wenn sich die Bakterien ungehindert im Körper ausbreiten, drohen schwerwiegende Folgen wie Hirnhautentzündung, Gelenkentzündungen oder Herzprobleme. Unbehandelt kann es auch noch Jahre später zu Folgeerkrankungen kommen.

Erster FSME-Fall in Sachsen-Anhalt gemeldet

Anders als bei Borreliose tragen nur Zecken in bestimmten Regionen FSME-Viren in sich. Laut RKI sind es 0,1 bis 5 Prozent der Tiere. Deutschlandweit gelten knapp 180 Kreise als Risikogebiet. Zwei davon liegen in Sachsen-Anhalt: Dessau-Roßlau und, seit 2023 neu dabei, Anhalt-Bitterfeld.

Der erste FSME-Fall des Jahres 2023 wurde allerdings laut RKI-Daten in Halle erfasst. 2022 gab es landesweit drei Fälle: in Magdeburg, im Salzlandkreis und im Saalekreis.

Was ist FSME? FSME ist eine Virusinfektion, die eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks hervorrufen kann. Bei Menschen über 60 steigt das Risiko einer schweren Erkrankung. Leichtere Symptome ähneln der einer Erkältung, wie Fieber und Kopfschmerzen. Medizinisch können auch nur die Symptome behandelt werden, nicht die Krankheit selbst. In den meisten Fällen heilt FSME ohne Folgeschäden aus. Die Ansteckungsgefahr ist von März bis November am größten. Gegen FSME kann vorbeugend eine Schutzimpfung in drei Dosen verabreicht werden. Die Kosten werden von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn Betroffene in Risikogebieten leben.

Was tun, wenn die Zecken krabbeln?

Zecken fallen nicht von Bäumen. Sie lauern stattdessen in einer Höhe von unter einem Meter in Gräsern oder im Gebüsch und können sich im Vorbeigehen festhalten. Zecken suchen für ihren Biss, wissenschaftlich wird von einem Stich gesprochen, eine geschützte Stelle am Körper. Bevorzugt stechen Zecken am Kopf, am Hals, in Achseln, Kniekehlen, im Bauchnabel oder im Intimbereich.

eine Zecke in einer Zeckenzange
Eine Zeckenzange ist die erste Wahl, um eine festgebissene Zecke zu entfernen. Bildrechte: imago/imagebroker

Die Wahl der passenden, weil für das Tier lebensentscheidenden Stelle kann eine Weile dauern – ein zeitnahes Absuchen des Körpers wird dennoch empfohlen. Solange Zecken krabbeln, ist das Entfernen kein Problem. Haben sie bereits zugestochen, muss sie so herausgezogen werden, dass ihr Körper nicht gedrückt wird. Während FSME-Viren bereits bei Beginn des Saugakts in den Menschen übertragen werden können, ist dies bei Borreliose-Erregern oft erst Stunden später der Fall. Haustiere erkranken seltener als Menschen nach einem Zeckenstich. Dennoch sollten auch dort die Parasiten entfernt werden.

MDR (André Plaul), dpa | Erstmals veröffentlicht am 31. Mai 2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 31. Mai 2023 | 09:00 Uhr

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