Das Freizeitbad „Das Blau“ in St. Ingbert (Foto: IMAGO / BeckerBredel)

St. Ingberter Schwimmvereine fürchten wegen Preissteigerung um Existenz

Anne Staut   02.06.2023 | 11:26 Uhr

Ab dem 1. September sollen die Preise für das Schwimmbad "das blau" in St. Ingbert massiv steigen. Schwimmvereine schätzen, dass auf sie dann das Zehnfache ihrer bisherigen Kosten zukommt und sehen ihre Existenz in Gefahr. Aus Sicht der Bäderbetriebsgesellschaft sind die Preiserhöhungen aufgrund deutlich höherer Betriebskosten aber zwingend nötig.

52.000 Euro statt 5200 Euro im Jahr: Die Schwimmfreunde St. Ingbert (SFI) rechnen durch die geplante Preiserhöhung mit Mehrkosten von 46.800 Euro im Jahr. So sollen die Vereine ab dem 1. September eine Bahngebühr von 15 Euro je 45 Minuten bezahlen, bisher sind es zwei Euro je 60 Minuten.

"Das wäre für uns quasi der Todesstoß", sagte die Vorsitzende der SFI, Pamela Klotti-Franz, dem SR. Gemeinsam mit der DLRG St. Ingbert und dem Tauchclub Turtle Divers St. Ingbert hat sich die SFI in einem Brief an den Minister für Inneres, Bauen und Sport, den Landrat des Saarpfalzkreises, den Oberbürgermeister der Stadt St. Ingbert, die Fraktionen im Stadtrat und in den Ortsräten gewandt und sie aufgefordert, sich für die Unterstützung der Schwimmvereine einzusetzen.

Vereine sorgen sich um Folgen der Erhöhung

Wenn die Preisherhöhung in der Form komme, gehen die Vereine von weitreichenden Folgen aus. Die SFI etwa müssten dann entweder "dicht machen" oder die Mitgliedsbeiträge um mindestens 100 Prozent erhöhen. "Das lohnt sich für die Mitglieder nicht mehr", so Klotti-Franz. Derzeit beträgt der Jahresbeitrag 110 Euro für Einzelpersonen und 180 Euro für eine Familie mit vier Personen.

Vorschläge der Bäderbetriebsgesellschaft, wie die Vereine sparen könnten, hält Klotti-Franz für nicht umsetzbar. Die Betriebsgesellschaft hatte unter anderem vorgeschlagen, zu prüfen, ob die Bahnen mit mehr Mitgliedern genutzt werden könnten. "Wir betreiben Wettkampfsport, da können nicht beliebig viele Menschen in einer Bahn schwimmen", erläutert Klotti-Franz.

Die Vereine kritisieren zudem, dass es nicht früher Gespräche zwischen den Vereinen und der Bäderbetriebsgesellschaft gegeben hätte. "Dann hätte man vielleicht frühzeitig eine Lösung finden können."

St. Ingberter Schwimmvereine fürchten wegen Preissteigerung um ihre Existenz
Audio [SR 3, Georg Gitzinger, 06.06.2023, Länge: 03:17 Min.]
St. Ingberter Schwimmvereine fürchten wegen Preissteigerung um ihre Existenz

Preiserhöhung wegen gestiegener Betriebskosten nötig

Bei der Bäderbetriebsgesellschaft zeigt man sich überrascht über das Vorgehen der Vereine. "Wir haben den Vereinen das neue Preissystem vorgestellt und die Vereine gebeten, eigenes Einsparungspotenzial zu prüfen", sagte Geschäftsführer Hubert Wagner auf SR-Anfrage. Mitte Juni sei dann ein zweites Gespräch mit den Vereinen geplant, um darüber zu sprechen, welche Möglichkeiten es gibt.

Wagner begründet die Preiserhöhung damit "dass die Betriebskosten seit der Corona- und der Ukrainekrise erheblich gestiegen sind. Das betrifft Energie-, Material- und auch die Personalkosten." Dadurch entstünden Mehrkosten im Jahr im hohen sechsstelligen Bereich.

Kritik, dass die Erhöhung auch im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Lehrschwimmbeckens stehe, weist Wagner zurück. "Die Investitionskosten haben mit der Preiserhöhung nichts zu tun, es geht nur um die Betriebskosten. Aus diesem Grund habe man das neue Preissystem entwickelt. Dabei habe man sich auch informiert, welche Gebühren von Schwimmvereinen bundesweit gefordert werden.

"Unsere Aufgabe ist es, den Betrieb des Bades dauerhaft zu sichern", so Wagner. Er verweist zudem darauf, dass ab September nur noch eine Bahngebühr erhoben werden soll, bislang gibt es auch eine Duschgebühr. Sie wird von den Mitgliedern der Vereine direkt vor Ort entrichtet und beträgt 70 Cent pro Erwachsenem und 50 Cent pro Kind.

Weitere Zusammenarbeit als Ziel

Es sei nun wichtig, dass eine Lösung gefunden werde. Eine Zusammenarbeit sei der Bäderbetriebsgesellschaft wichtig. Das sei auch daran erkennbar, dass die Bäderbetriebsgesellschaft, den Schwimmvereinen das Bad auch für Veranstaltungen wie etwa Wettkämpfe zur Verfügung stelle. Das sei unter anderem am 9. und 10. Juni der Fall. Der Verein zahlt dann 30 Euro pro Stunde.

"Wir sind sehr wohl an den Vereinen interessiert und wollen weiter zusammenarbeiten. Deshalb bin ich etwas überrascht. Unser Angebot mit den Vereinen im Gespräch zu bleiben, war eindeutig", erklärt Wagner.

Lösung am Runden Tisch?

Inzwischen hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet. Der Vorsitzende der SPD in St. Ingbert, Maximilian Raber, schlägt einen Runden Tisch mit den Vereinen, der Stadt, den Stadtwerken und den Stadtratsfraktionen vor, an dem erneut über das Thema gesprochen wird.

"Wir brauchen eine dringende Überprüfung der Preiserhöhungen und eine angemessene finanzielle Unterstützung für die Vereine, um sicherzustellen, dass diese ihre wichtige Arbeit fortsetzen können."


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